Internationale Konfliktforschung Zahl der Kriege mehr als verdoppelt

Heidelberg · 2011 gab es weltweit mehr als doppelt so viele Kriege wie im Jahr zuvor. Dies geht aus dem am Donnerstag vorgestellten "Konflikt-Barometer" des Heidelberger Instituts für Internationale Konfliktforschung (HIIK) hervor.

Chronik der Umwälzungen in Nordafrika
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Das Institut zählte für das vergangene Jahr 20 Kriege und 166 "gewaltsam ausgetragene Konflikte"; 2010 waren es 6 Kriege und 161 gewaltsame Konflikte.

"Eine Tendenz hin zu einer friedlicheren Welt kann auf dem Hintergrund des explosionsartigen Anstiegs der Anzahl von Kriegen im Vergleich zum Vorjahr nicht erkannt werden", sagte HIIK-Vorstand Natalie Hoffmann am Donnerstag in Heidelberg.

Mit je acht Kriegen sind den Angaben zufolge der Vordere und Mittlere Orient sowie Subsahara-Afrika am stärksten von kriegerischen Konflikten betroffen. Als 2011 neu begonnene Kriege stuften die Politikwissenschaftler unter anderem die infolge des "Arabischen Frühlings" eskalierten Konflikte in Jemen, Libyen und Syrien ein.

Das HIIK rechnet für die kommenden Monate mit einem weiteren Anstieg von Konflikten und Kriegen weltweit. So bestehe etwa aufgrund einer Vielzahl von für 2012 anstehenden Wahlen in Afrika ein "hohes Potenzial für weitere Eskalation", sagte Hoffmann.

Das vom HIIK erarbeitete Konfliktbarometer gibt seit 1991 einen jährlichen Überblick über Krisen, Konflikte und Kriege weltweit.

Europas größtes Konfliktgebiet ist nach HIIK-Einschätzung die Kaukasus-Region. Dort verortet das Institut insgesamt 19 Konflikte und einen "begrenzten Krieg". Als einziger zwischenstaatlicher Konflikt Europas wird die Auseinandersetzung zwischen Armenien und Aserbeidschan bewertet.

Für den als Krieg bezeichneten Konflikt in Pakistan zwischen Militär und Taliban geben die Heidelberger Wissenschaftler 4.200 Todesopfer im Jahr 2011 an. Im Irak seien durch Anschläge von militanten sunnitischen Gruppierungen rund 4.000 Menschen ums Leben gekommen.

(KNA)
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