Conchita Wurst beim ESC Tom Neuwirth ist der Mann hinter dem Bart

Wien · Vollbärte zu langen Haaren und Abendkleid stehen seit Samstag hoch im Kurs. Die deutsche ESC-Party-Moderatorin Barbara Schöneberger trug plötzlich Rauschebart, und auch die österreichische Jury-Präsentatorin überraschte mit Bartschmuck - als Verbeugung vor dem Mann, dessen Vollbart vor kurzem noch polarisierte.

Conchita Wurst hat den Eurovision Song Contest gewonnen
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ESC 2014 - Conchita! Wurst! Gewonnen!

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Conchita Wurst, ESC-Siegerin 2014, heißt eigentlich Tom Neuwirth, ist 25 und kommt aus Gmunden in Oberösterreich. Mit 17 outete er sich als homosexuell und musste dafür in der Schule viel Spott ertragen. Doch Neuwirth drängte es ins Showbiz, er besuchte eine Modeschule, trat einer Band bei und entwickelte die Kunstfigur Conchita Wurst. Weil es "wurst" sei, wie man aussehe und woher man komme - nur der Mensch zähle.

Der Mensch Conchita Wurst begeistert nun vor allem die Österreicher, die seit Udo Jürgens' "Merci Cherie" vor 48 Jahren den zweiten ESC-Sieg feiern. "Ein schöner Tag für Österreich", beglückwünschte Bundespräsident Heinz Fischer die Drag-Queen. "Merci, Conchita", titelte die Zeitung "Kurier". Wurst sorgt auch für einen Wandel des beschaulich-biederen Bildes der Alpenrepublik. "Österreich schüttelt das Sisi-Image ab", schrieb etwa "TM News" in Italien.

ESC 2014: So freut sich Conchita Wurst über ihren Sieg
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ESC 2014: So freut sich Conchita Wurst über ihren Sieg

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Was der Erfolg für Conchita Wurst selbst bedeutet, ist kaum absehbar. Noch vor einem Jahr verdingte sich die Künstlerin in der RTL-Doku-Soap "Wild Girls". Durch den ESC hat sie auf Facebook 200 000 Fans dazugewonnen, dazu hat sich die Zahl ihrer Twitter-Follower in 48 Stunden mehr als vervierfacht, auf 48 000. Das alles ist nur der Anfang. Die Glückwünsche kommen aus ganz Europa. Hape Kerkeling schrieb auf Facebook: "Heute sind wir alle Österreicher."

Bei allem Hype um ihre Person scheint Conchita Wurst aber einen klaren Kopf zu bewahren. Mit der ihr eigenen Würde verbreitet sie weiter ihre Botschaft der Toleranz. "Es gibt mehr als Schwarz und Weiß", sagt sie. Nicht um Österreich gehe es, sondern um Menschenrechte. "Und die sind grenzenlos."

(jis)
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