Vorab-Bilanz 40.000 Menschen besuchen Katholikentag in Leipzig

Leipzig · Der 100. Katholikentag findet im kirchenfernen Leipzig statt. Noch läuft er, die Veranstalter ziehen trotzdem schon einmal Bilanz: Das Experiment ist gelungen, sagen sie.

 Gäste des 100. Katholikentags in der Leipziger Thomaskirche.

Gäste des 100. Katholikentags in der Leipziger Thomaskirche.

Foto: dpa, woi tba

Vorläufige Bilanz beim 100. Katholikentag in Leipzig: Zum großen Glaubensfest in der sächsischen Stadt mit nur 4,3 Prozent Katholiken kamen nach Angaben der Veranstalter 40 000 Besucher. Das waren 10 000 weniger als vor zwei Jahren in Regensburg. Dennoch zog das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken (ZdK) am Samstag eine positive Bilanz des fünftägigen Treffens, das am Sonntag mit einem großen Open-Air-Gottesdienst zu Ende geht.

Die Entscheidung, zum Jubiläum nach Leipzig zu gehen, habe sich als richtig erwiesen, sagte ZdK-Präsident Thomas Sternberg am Samstag. "Wir sind hier außerordentlich offenen, toleranten und interessierten Mitbürgern begegnet." Es habe sich gezeigt, dass es sich lohne, Menschen neugierig auf die Kirche zu machen. Die Vielzahl spezieller Angebote für Konfessionslose - etwa Diskussionsrunden, Konzerte oder Begegnungsprojekte - seien nach den Beobachtungen der Helfer gut angenommen worden.

Nach Sternbergs Einschätzung wirkt der Katholikentag auch in die Gesellschaft hinein. "Er hat mit aller Deutlichkeit gezeigt, dass Menschen, die sich in unserer Kirche engagieren, für eine solidarische, tolerante und nach innen und außen offene Gesellschaft einstehen", sagte er. "Globalisierung, Wanderungsbewegungen, Armutsbekämpfung und Klimawandel fordern uns heraus, die soziale Frage (...) als eine grundsätzliche Frage zu behandeln, die an die oberste Stelle der Prioritätensetzung der Politik gehört."

Am Samstag kamen noch einmal Politiker zu den Podiumsdiskussionen. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann warnte vor Populismus und Nationalismus. "In den derzeit erstarkenden populistischen Strömungen geistert verdeckt oder offen völkisches und nationalistisches Gedankengut", sagte der Grüne. Das sei gefährlich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Auch der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) beklagte, dass Nationalismus und Rassismus "wieder politikfähig werden" und verwies auf AfD und Pegida.

EU-Kommissar Günther Oettinger warb für das umstrittene Freihandelsabkommen TTIP zwischen der EU und den USA und kündigte an, dass beide Seiten ihre Verhandlungen in fünf Monaten abschließen wollen. Dann seien die Parlamente am Zug. Am Rande des Katholikentages demonstrierten laut Polizei etwa 1000 Menschen gegen TTIP. Sie befürchten Verschlechterungen beim Verbraucherschutz oder bei Sozialstandards.

Am Abend wollten die Veranstalter dann "Danke, Leipzig!" sagen. Die mehr als 30 000 Katholikentagsteilnehmer und die Bürger der Stadt sind aufgefordert, bei einem großen Straßenfest gemeinsam zu feiern. Auf sieben Bühnen gibt es Musik. Dazu soll es ein großes Picknick geben, zu dem die Leipziger eingeladen werden.

Katholikentage finden alle zwei Jahre in einer anderen Stadt statt - im Wechsel mit den evangelischen Kirchentagen. Gastgeber 2018 ist Münster. Die Katholische Kirche zählt in Deutschland 23,9 Millionen Mitglieder (Ende 2014), das entspricht etwa 30 Prozent der Bevölkerung. Der evangelischen Kirche gehören 22,6 Millionen Menschen an.

(hebu/dpa)
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