New York/Moskau Vor 40 Jahren dockten Apollo und Sojus im Weltall an

New York/Moskau · Dieser Händedruck geht in die Geschichte ein: Rund 225 Kilometer über der Erde schweben der russische Oberst Alexej Leonow und US-General Thomas Stafford aufeinander zu und begrüßen sich. Gerade haben ihre Raumschiffe Apollo und Sojus in einem schwierigen Manöver aneinander angedockt. Inmitten des Kalten Krieges ist es ein starkes Signal: Sowjetunion und USA, erbitterte Rivalen im Raumfahrt-Rennen, verbrüdern sich im All. An diesem Tag vor 40 Jahren geht die Nachricht vom kosmischen Rendezvous um die Welt.

Zwei Tage lang fliegen Astronauten und Kosmonauten gemeinsam um die Erde. Leonow und sein Bordingenieur Waleri Kubassow laden die drei US-Kollegen erst zu Kohlsuppe aus der Tube in die Sojus-Kapsel ein. Dann besuchen sie Stafford sowie Vance Brand und Donald Slayton in der Apollo. "Das war ein ergreifender Moment, als ich ihre lächelnden Gesichter durch eine geöffnete Luke zu unserem Raumschiff erblickte", sagte Leonow einmal. "Unser Flug war ein großes Beispiel für den guten Willen und die menschliche Vernunft", erzählte der heute 81-Jährige.

Fast fünf Jahre hatten die Vorbereitungen gedauert. Funktionäre und Techniker beider Länder besuchten sich gegenseitig, um die historische Mission zu planen und das Misstrauen zu überwinden. Währenddessen paukten die Raumfahrer die Sprache der Partner, damit es im All nicht zu fatalen Missverständnissen kam. Am 15. Juli 1975 startete dann die Sojus vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan, siebeneinhalb Stunden danach hob die Apollo in Cape Canaveral ab. Zwei Tage später dockten sie nach einem vorsichtigen Manöver aneinander an.

Es war ein gefährlicher Moment: Nie zuvor war das zylinderförmige Verbindungsmodul in der Schwerelosigkeit getestet worden. Es fungierte auch als Schleusenkammer, denn die Luftgemische der Raumschiffe waren verschieden. Gespannt verfolgten die Experten in den 23 Kontrollstationen beiderseits des Atlantiks die Flugdaten. Dann öffneten sich die Luken. "Glad to see you." Alles war gut gegangen. Nach gemeinsamen Experimenten trennten sich die Raumschiffe. Die Sojus landete am 21. Juli in Kasachstan, die Apollo drei Tage später im Pazifik. Das Treffen schlage "ein neues Kapitel der Zusammenarbeit" auf, sagte der damalige Kremlchef Leonid Breschnew. Doch als die Sowjetarmee 1979 in Afghanistan einmarschierte, war das Teamwork zu Ende. Erst 20 Jahre später reichten sich 1995 beim Besuch der US-Raumfähre Atlantis bei der russischen Station Mir Astronauten und Kosmonauten erneut die Hand. Danach gab es mit der Raumstation ISS eine Dauer-Zusammenarbeit - die wegen der Ukraine-Krise allerdings gerade in eine Eiszeit getreten ist.

Im vergangenen Jahr hat die US-amerikanische Raumfahrtbehörde Nasa demonstrativ ihre Weltraum-Kooperation mit Russland eingefroren. Die ISS, die nach derzeitiger Planung bis 2024 gemeinsam betrieben und finanziert wird, ist davon jedoch nicht betroffen.

Auf die zwischenmenschlichen Beziehungen der Raumfahrer auf der ISS scheint sich die Krise nicht auszuwirken. Und auch die Freundschaft von Leonow und Stafford, die sich 1975 im All die Hände schüttelten, hält bis heute.

(DPA)
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