Gefechte im Osten halten an Russland dringt auf weitere Ukraine-Gespräche

Moskau · Während die heftigen Gefechte zwischen ukrainischener Armee und pro-russischen Separatisten im Osten der Ukraine weiter anhalten, dringt der russische Außenminister Sergej Lawrow nach dem Berliner Krisentreffen auf baldige erneute Gespräche über den Ukraine-Konflikt.

Ukraine: So sehen die pro-russischen Kämpfer aus
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Es sei bedauerlich, dass bei den Verhandlungen keine Einigung über eine Feuerpause erzielt worden sei, sagte Lawrow russischen Agenturen zufolge am Montag in Berlin. "Wir wollen eine uneingeschränkte Waffenruhe, aber die ukrainischen Kollegen rücken von ihren Bedingungen leider nicht ab", betonte er.

Lawrow schloss nicht aus, dass bei einem künftigen Treffen auch eine Vereinbarung unterzeichnet werden könnte. Solange jedoch die Führung in Kiew den Konflikt militärisch lösen wolle, hätten solche Gespräche keinen Sinn. Russlands Chefdiplomat warnte vor Waffenlieferungen des Westens an die Ukraine. Dies würde allen Abmachungen widersprechen.

Mit Nachdruck wies Lawrow erneut Vorwürfe der prowestlichen Führung in Kiew zurück, russisches Kriegsgerät würde illegal auf ukrainisches Territorium gebracht werden. Berichte über einen angeblich von der ukrainischen Armee zerstörten russischen Militärkonvoi seien "reine Fiktion". Er räumte aber eine hohe Konzentration russischer Truppen an der ukrainischen Grenze ein. Dies diene allein der Sicherheit. "Wenige Kilometer von dieser Grenze entfernt findet ein Krieg mit Artillerie, Luftwaffe und möglicherweise ballistischen Raketen statt. Da kann man nicht vorsichtig genug sein", sagte Lawrow.

Probleme um den Hilfskonvoi gelöst?

Einigung sei in Berlin über den russischen Hilfskonvoi für die Ostukraine erzielt worden, meinte Moskaus Außenminister. Alle Probleme mit der Führung in Kiew und dem Roten Kreuz seien gelöst. "Ich rechne damit, dass diese Hilfe schon in allernächster Zukunft dort ankommt, wo sie gebraucht wird", unterstrich Lawrow.

Unterdessen haben sich Armee und Aufständische im Osten der Ex-Sowjetrepublik erneut heftige Gefechte geliefert. In den Separatistenhochburgen Donezk und Lugansk sei starkes Artilleriefeuer zu hören, berichteten örtliche Medien am Montag. Die Regierungseinheiten verzeichneten nach eigenen Angaben weitere Gebietsgewinne. "Die von den Terroristen besetzte Stadt Gorlowka ist isoliert", sagte ein Militärsprecher.

Zudem soll ein Bus-Konvoi mit Flüchtlingen aus der ostukrainischen Stadt Luhansk nach Militärangaben bei einem Raketenangriff der prorussischen Separatisten getroffen worden. Es sei bisher unklar, wie viele Menschen dabei umgekommen seien, erklärte ein Sprecher der ukrainischen Armee am Montag. "Terroristen haben bei Chriaschtschuwatje und Nowoswitliwka Grad-Raketen auf einen Flüchtlingskonvoi aus Luhansk abgefeuert", sagte er. "Wir warten noch auf die Opferzahlen". Die Separatisten in Donezk erklärten dagegen, sie hätten keine Informationen zu dem Fall. In anderen Veröffentlichungen der Rebellen hieß es aber, Soldaten und Separatisten hätten sich an der Fahrtroute des Busses mit schwerer Artillerie beschossen.

Kampf der Sanktionen

Im Fall neuer Sanktionen von EU und USA erwägt Russland Medien zufolge ein Importverbot für westliche Autos. Ein entsprechender Vorschlag sei Kremlchef Wladimir Putin übermittelt worden, berichtete die Moskauer Tageszeitung "Wedomosti" am Montag unter Berufung auf Regierungsvertreter. Eine Anweisung des Kremls, neue Sanktionen auszuarbeiten, gebe es aber noch nicht.

Als Reaktion auf Strafmaßnahmen des Westens im Ukraine-Konflikt hatte Russland Anfang August einen Importstopp für Lebensmittel aus der EU, den USA, Norwegen, Kanada und Australien beschlossen. Putins Sprecher Dmitri Peskow sagte damals, eine Ausweitung sei möglich. Auch ein Überflugverbot für westliche Airlines ist im Gespräch.

Ein vollständiger oder teilweiser Importstopp für westliche Fahrzeuge wäre der Zeitung zufolge denkbar. In Russland produzierte Autos sollen demnach aber nicht betroffen sein. Ein Einfuhrverbot soll wohl auch die Nachfrage nach heimischen Marken steigern. Im ersten Halbjahr kamen der Zeitung zufolge Importautos in Russland auf einen Anteil von 27 Prozent am Absatz, Lastwagen machten 46 Prozent aus.

Zuletzt war der russische Automarkt massiv eingebrochen. Die Verkaufszahlen gingen nach Informationen der Vereinigung Europäischer Unternehmen im Juli verglichen mit dem Vorjahr um 22,9 Prozent zurück.

(dpa)
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