Porträt Jung, christlich, konservativ: Ted Cruz will US-Präsident werden

Washington · Der US-Senator Ted Cruz hat als erster Republikaner offiziell seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen verkündet. Den Staat als Institution sieht er ebenso kritisch wie den Klimawandel, die Homo-Ehe und Abtreibung: Kann ein Konservativer wie Ted Cruz ins Weiße Haus einziehen?

 Ted Cruz will das Weiße Haus erobern.

Ted Cruz will das Weiße Haus erobern.

Foto: dpa, jl ks

Es ist wohl kein Zufall, dass Ted Cruz für die Bekanntgabe seiner Präsidentschaftskandidatur das Liberty College in Virginia ausgewählt hat, eine kleine christliche Hochschule, die vom fundamentalistischen Prediger Jerry Falwell gegründet wurde. Es war vielmehr gedacht als Signal an die konservativen Anhänger des 44-jährigen Republikaners aus Texas, der 2016 ins Weiße Haus einziehen möchte.

Christlich, konservativ, staatskritisch - so hat sich der Senator in wenigen Jahren zum Liebling der konservativen Tea-Party-Bewegung in der republikanischen Partei gemausert. Und mit dem Profil will er im kommenden Jahr auch die Wähler überzeugen: "Ich bewerbe mich als Präsident und hoffe, eure Unterstützung zu bekommen!", schrieb Cruz in der Nacht zu Montag auf Twitter. "Es wird eine neue Generation von mutigen Konservativen brauchen, um Amerika wieder groß zu machen."

Cruz versteht sich als Gegenentwurf zum demokratischen Präsidenten Barack Obama. Dessen Gesundheitsreform lehnt er strikt ab und will sie umkehren, die Steuerbehörde IRS will er abschaffen, ebenso das Bildungsministerium. Doch kämpft Cruz gegen die "Karikatur", dass die Konservativen in den USA "dumm", "böse" oder "verrückt" seien, wie er jüngst in einem AP-Interview sagte. "Das Image, dass die Mainstream-Medien geschaffen haben, entspricht nicht den Fakten." Die Fakten, wie er sie sieht, will er im Sommer als Begleitschrift zu seinem Wahlkampf in einem Buch veröffentlichen.

Cruz wurde am 22. Dezember 1970 geboren als Sohn einer Amerikanerin und eines aus Kuba stammenden Vaters, eines evangelikalen Pastors. Dass Ted in Kanada auf die Welt kam, sorgt in den USA für Fragen, ob er überhaupt Präsident werden kann, denn die Verfassung setzt enge Grenzen. Pünktlich vor der Bekanntgabe seiner Kandidatur bestätigten aber zwei Rechtsexperten in der angesehenen "Harvard Law Review", dass es keine verfassungsrechtlichen Probleme gebe.

Cruz wäre der erste Präsident mit hispanischen Wurzel

Cruz wäre, falls er denn tatsächlich die Vorwahlen 2016 überstehen, Kandidat seiner Partei und dann auch in der allgemeinen Wahl im November nächsten Jahres gewählt werden sollte, der erste Präsident mit hispanischen Wurzeln. Doch hat er einen sehr konventionellen amerikanischen Werdegang. Er studierte zunächst an der Elite-Universität Princeton und machte in Harvard seinen Jura-Abschluss. Dem Obersten Richter William Rehnquist diente er als Assistent und wurde später Generalstaatsanwalt in Texas. 2012 wurde er in den US-Senat gewählt.

Obwohl er erst so kurz auf der bundespolitischen Bühne steht, hat sich Cruz dort mit streng konservativen Positionen einen Namen gemacht. Er ist gegen die Homo-Ehe und gegen Abtreibungsrechte. Den Klimawandel zweifelt er an. Im Haushaltsstreit mit Obama 2013 nahm der staatskritische Steuergegner eine 16-tägige Schließung der Bundesbehörden in Kauf, um den Präsidenten zur Rücknahme der Krankenversicherung zu zwingen - was misslang.

In der Außenpolitik präsentiert sich Cruz als unerschütterlicher Unterstützer Israels. Er war einer von 47 republikanischen Senatoren, die Präsident Obama mit einem Brief an den Iran in die Parade fuhren und erklärten, ein etwaiges Atomabkommen mit Teheran könne nach der Wahl 2016 jederzeit widerrufen werden.

Die Tea-Party verliert an Boden

Ob er sich damit in seiner Partei durchsetzt, ist offen - die Republikaner stecken seit Jahren in einem Richtungsstreit, in dem die ultrakonservative Tea Party zuletzt an Boden zu verlieren schien. Zu den parteiinternen Vorwahlen in den Einzelstaaten, die Anfang 2016 beginnen, gehen allerdings traditionell eher die konservativeren Republikaner. Sollte Cruz am Ende wirklich der Kandidat seiner Partei werden, steht dann bei der Präsidentschaftswahl im November 2016 der eigentliche Test bevor.

Zupasskommen könnte ihm, dass hispanische Wähler einen immer größeren Anteil derjenigen ausmachen, die zu den Urnen gehen. Ob sie der strikt konservativen Agenda folgen, wird sich weisen. Die Erleichterungen für illegal eingereiste Einwanderer, die Obama derzeit per Erlass durchsetzen möchte, lehnt Cruz ebenso ab wie Obamas Annäherung an Kuba.

(ap)
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