Geilenkirchen Entführte Soldaten - von der Leyen besucht Heimatkaserne im Rheinland

Geilenkirchen · Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) ist in großer Sorge um die in der Ost-Ukraine entführten Bundeswehroffiziere. Gestern sprach sie mit Angehörigen der Soldaten im rheinischen Geilenkirchen.

Entführte OSZE Beobachter in der Ukraine - von der Leyen besucht Heimatkaserne im Rheinland
Foto: dpa, mb axs

Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat gestern überraschend das Zentrum für Verifikationsaufgaben in Geilenkirchen besucht und den besorgten Angehörigen der in der Ost-Ukraine als Geiseln festgehaltenen deutschen Soldaten Mut zugesprochen. Neben Oberst Axel Schneider werden ein Oberstleutnant und ein Fregattenkapitän aus Geilenkirchen in Slawjansk festgehalten, außerdem ein Dolmetscher des Bundessprachenamtes in Hürth. Alle drei Soldaten sind verheiratet und haben erwachsene Kinder.

Die Ministerin sprach anschließend zu den Soldaten des Verifikationszentrums. "Ich hoffe, dass die festgehaltenen Soldaten ohne Wenn und Aber freikommen", betonte von der Leyen und zeigte sich zugleich besorgt, durch die Aktion der prorussischen Aufständischen drohe "die wertvolle Rolle" der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) beschädigt zu werden. "Diese große Errungenschaft der Transparenz und des Vertrauens" dürfe indes nicht in Zweifel gezogen werden. "Wir dürfen uns weder verunsichern noch einschüchtern lassen", sagte sie.

Zuvor ließ sich die Ministerin von Brigadegeneral Jürgen Beyer, dem Kommandeur der Einrichtung, über die aktuelle Lage informieren. In der Selfkant-Kaserne in Geilenkirchen (Kreis Heinsberg) sind 170 Soldaten und 30 zivile Mitarbeiter tätig. Ihre Aufgabe: zu überprüfen, ob internationale Rüstungskontrollverträge eingehalten werden.

Die internationale Gruppe war am Freitagmorgen 50 Kilometer südlich von Slawjansk in der Ost-Ukraine überfallen worden. Gestern wurden neue Details bekannt: Die unbewaffneten Militärbeobachter, deren Bus von einem ukrainischen Polizeiwagen begleitet wurde, wurden nach dem Besuch eines ukrainischen Kontrollpostens von zwei zivilen Pkw blockiert - acht mit Kalaschnikow-Schnellfeuergewehren bewaffnete Soldaten sprangen heraus und zwangen die Gruppe, ihr nach Slawjansk zu folgen. Dort ließen sie den Busfahrer frei, der sofort die Behörden in Kiew informierte. Die Entführten seien körperlich unversehrt, stünden aber offenbar erheblich unter Druck, hieß es.

Am Sonntag hatten prorussische Kämpfer auf einer Pressekonferenz in Slawjansk ihre Gefangenen öffentlich vorgeführt. Die Bundesregierung macht sich große Sorge um die Festgehaltenen und fordert die unverzügliche Freilassung der OSZE-Militärbeobachter. "Die Bundesregierung verurteilt diese Geiselnahme auf das Schärfste", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte die Freilassung des Teams. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden, sagte er.

Die Gewalt in der Ost-Ukraine eskaliert derweil. In Charkow wurde der Bürgermeister der Stadt, Gennadi Kernes, nach einem Schuss in den Rücken notoperiert, wie die Lokalregierung mitteilte.

Die Regierungen der 28 EU-Staaten beschlossen gestern Einreiseverbote und Kontosperrungen gegen 15 weitere Russen, wie der EU-Ministerrat in Brüssel mitteilte. Auch die USA verschärften ein weiteres Mal die Sanktionen. Nach Angaben des Präsidialamts sind sieben russische Regierungsvertreter sowie 17 Unternehmen mit Verbindungen zu Präsident Wladimir Putin betroffen. Auf der Liste stehen unter anderem der Vizeregierungschef Dmitri Kosak sowie der Vize der Präsidialverwaltung, Wjatscheslaw Wolodin. Gegen die Einzelpersonen würden Einreiseverbote verhängt, die etwaigen Vermögen der Betroffenen sowie der Unternehmen in den USA würden eingefroren, teilte das Weiße Haus mit. Moskau kritisierte die neuen US-Sanktionen als "abscheulich". Leitartikel Seite A 2 Politik Seite A 4

(RP)
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