Athen Syriza-Rebell Lafazanis ist ein kompromissloser Sozialist

Athen · Zu den prominentesten Syriza-Rebellen gehört Energieminister Panagiotis Lafazanis, der Anführer der "Linken Plattform" innerhalb von Syriza. Der studierte Mathematiker hat eine bewegte politische Karriere hinter sich: Er nahm aktiv am Widerstand gegen die griechische Militärdiktatur teil und gilt als Rädelsführer der Besetzung der Universität von Athen im Jahr 1973, was ihm eine sechsmonatige Haft einbrachte. Er saß außerdem im Zentralrat der Kommunistischen Jugend Griechenlands und war Mitglied des politischen Zentralkomitees der linken Partei Synaspismos, die 2013 im Linksbündnis Syriza aufging.

Alexis Tsipras - selbsternannter Retter Griechenlands
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Das ist Alexis Tsipras

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Foto: dpa, sp ase tba

Schon vor dem Regierungswechsel im Januar war Lafazanis in mehrere Auseinandersetzungen mit den moderateren Kräften um Alexis Tsipras verwickelt. So plädierte Lafazanis offen für einen Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone und für eine Rückkehr zur Drachme. Die Europäische Union bezeichnete er mehrfach als totalitär. Syriza müsse den "progressiven Wiederaufbau des Landes unter sozialistischen Vorzeichen" forcieren.

Als das Parlament in der Nacht zum Samstag der Regierung mit großer Mehrheit ein Mandat zu Verhandlungen über ein neues Rettungsprogramm erteilte, hatten sich Lafazanis und Vize-Sozialminister Dimitris Stratoulis enthalten - insgesamt 30 Syriza-Abgeordnete versagten Tsipras die Gefolgschaft. Der Premier kommt nun unter Druck. Dass er die beiden abtrünnigen Minister im Kabinett behält, ist schwer vorstellbar.

Mehrere Szenarien sind denkbar: Tsipras könnte die zwei Rebellen ersetzen - die kleine Lösung. Möglicherweise wechselt Tsipras bei dieser Gelegenheit weitere Ressortchefs aus, die sich als Fehlbesetzungen erwiesen haben - genannt werden mindestens sechs Namen. Aber der Bruch bei Syriza geht tief, nicht nur zwischen Tsipras und Lafazanis, und wird früher oder später zur Zersplitterung der Partei führen, die aus vielen widerstreitenden Strömungen besteht. Auch die Tage der Koalition mit den ultrarechten Unabhängigen Griechen (Anel) sind wohl gezählt, weil sie sich dem Gipfel-Ergebnis als "Erpressung" verweigern.

Noch vor dem Rückflug aus Brüssel beantragte Tsipras ein Spitzentreffen aller Parteiführer unter Vorsitz von Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos. Dabei könnten bereits die Weichen für eine Regierungsumbildung gestellt werden: Anstelle des Links-Rechts-Bündnisses könnte eine Koalition treten, die sich auf eine breite Mehrheit pro-europäischer Kräfte stützt - für Griechenland nicht die schlechteste Lösung.

(RP/höh)
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