Meerbusch Die Globetrotterin aus Strümp

Meerbusch · Melanie Vieten ist begeistert von dem Internetportal "Couchsurfer", über das sich Menschen weltweit gegenseitig Schlafgelegenheiten anbieten. Sie war bereits in Australien, Ghana und in den USA bei Couchsurfern zu Gast. Auch bei ihr zu Hause in Strümp empfing sie schon Weltenbummler.

 Melanie Vieten auf dem Sofa im Gästezimmer ihrer Eltern, das sie anderen Mitgliedern von Couchsurfer als Schlafplatz anbietet. Bisher waren eine Spanierin und eine Australierin in Meerbusch zu Gast.

Melanie Vieten auf dem Sofa im Gästezimmer ihrer Eltern, das sie anderen Mitgliedern von Couchsurfer als Schlafplatz anbietet. Bisher waren eine Spanierin und eine Australierin in Meerbusch zu Gast.

Foto: Boris Schmidt

So einen Urlaub kann man im Reisebüro nicht buchen: Als Melanie Vieten mit einer Freundin entlang der Ostküste in den USA herumreist, bekommt sie von einem Amerikaner über das Internetportal Couchsurfer ein schier unglaubliches Angebot. Die beiden für ihn wildfremden Frauen dürfen sein Strandhaus in Myrtle Beach in South Carolina mehrere Wochen kostenfrei bewohnen – wenn sie nur bitte auf die Katze aufpassen könnten. Denn er reiste zu der Zeit selbst in Deutschland, natürlich als Couchsurfer. "Ein solches Vertrauen ist auch unter Mitgliedern außergewöhnlich", sagt Melanie Vieten.

Im Gästezimmer im Haus ihrer Eltern in Strümp, in dem sie eine eigene Wohnung hat, steht eine knallig-rote Couch. Das Sofa bietet die 24-Jährige bei Couchsurfer an. Menschen aus der ganzen Welt können sie in dem Netzwerk kontaktieren und die Schlafgelegenheit anfragen. Ob Melanie Vieten das dann zulässt, ist allein ihr überlassen. Es gibt keine Pflicht jemandem ein Sofa anzubieten, bei dem man selbst bereits übernachtet hat. Das Prinzip aber sieht das vor: Kostenfrei in der ganzen Welt zu Gast sein dürfen und im Gegenzug das eigene Zuhause für Couchsurfer anbieten.

Die Erfahrungen, die Melanie Vieten bei Couchsurfern gesammelt hat, wären mit Hotelurlauben so nicht möglich gewesen. Davon ist sie überzeugt. Etwa, als sie in Ghana zu Gast bei einer Familie ist und einen tiefen Einblick in deren Alltag bekommt. "Das ging soweit, dass ich an der Beerdigung eines verstorbenen Verwandten meiner Gastgeber teilnehmen durfte", sagt Melanie Vieten. Dabei lernt sie, wie anders in der dortigen Kultur mit dem Tod eines geliebten Menschen umgegangen wird. "Es war ein fröhliches und rauschendes Fest", erinnert sich die gelernte Erzieherin.

Ihre Ausbildung hat Melanie Vieten in Düsseldorf gemacht, nach dem Abschluss an der Realschule in Osterath. Sie machte ihr Fachabitur und beschloss, erspartes Geld lieber in Reisen als in teure Wertgegenstände zu investieren. Der kostengünstige Weg mit Couchsurfer kam ihr da sehr gelegen.

Einige Freunde und vor allem die Eltern von Melanie Vieten hatten jedoch auch Bedenken. Alleine bei fremden Menschen auf einer Couch zu übernachten, kann eben Unbehagen auslösen. Für Melanie selbst war das aber nie ein Problem. Sie setzte immer auf die Couchsurfer-Profile ihrer Gastgeber und fragte nur bei solchen nach einer Schlafgelegenheit, die bereits von anderen Mitgliedern des Internetportals bewertet worden waren. "Positive Bewertungen sind eine Art Währung. Die Methode ist sicher", sagt Melanie Vieten. Nur wer von anderen Mitgliedern als angenehmer Gast oder Gastgeber eingestuft wird, hat Chancen, selbst Schlafgelegenheiten in Anspruch nehmen zu können.

Melanie Vieten betont, nie schlechte Erfahrungen gemacht zu haben. Sie plant jetzt, nach Aufenthalten in Puerto Rico, Italien, Australien und Neuseeland, eine Reise nach Spanien. Im Anschluss will sie noch nach Kanada fliegen und träumt von einer Rundreise durch Südamerika – natürlich mit Couchsurfer.

(RP)
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