Hamburg BVB bleibt Spezialist für Pokaltage

Hamburg · In der Champions League und im DFB-Pokal ist die Bilanz von Borussia Dortmund makellos.

St. Pauli - Dortmund
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Jürgen Klopp lächelte verlegen. Die kuriose "Liebesattacke" nach dem gelungenen Pokalabend war dem Trainer von Borussia Dortmund dann doch etwas zu viel. "Man könnte sagen: Wenn solche Liebesbekundungen notwendig sind, dann ist die Kacke wirklich am Dampfen", sagte Klopp, noch immer perplex ob des schrägen Auftritts eines weiblichen Fans nach dem souveränen 3:0 (2:0)-Pokalerfolg beim Zweitligisten FC St. Pauli.

Selbst das bevorstehende Prestigeduell beim Rekordmeister Bayern München am Samstag geriet für einen Moment zur Nebensache, als sich auf der Pressekonferenz plötzlich eine Dame mittleren Alters mit schwarz-gelber Schürze vor Klopp aufbaute. "Sie haben uns zum Erfolg getragen und heute tragen wir Sie durch die Krise", sagte der Überraschungsgast, der sich klammheimlich in das Hinterzimmer des Hamburger Millerntor-Stadions geschlichen hatte: "Es gibt für mich nichts, was ich mehr liebe als meinen BVB."

"Wir müssen weitermachen", sagte Klopp schließlich, verabschiedete sich mit einer herzlichen Umarmung und machte deutlich, dass der Achtelfinaleinzug nur ein erster kleiner Schritt aus der sportlichen Krise der Borussen war. Nach zuletzt vier Pleiten in Serie soll beim Klassiker in München nun auch in der Liga der ersehnte Befreiungsschlag gelingen.

"Wir fahren bestimmt nicht nach München und sagen: Wir holen da nichts. Wenn für uns was möglich sein wird, werden wir da sein", sagte Klopp, verzichtete angesichts des jüngsten Absturzes auf Platz 15 aber auf die üblichen Kampfansagen vor dem großen deutschen Fußball-Gipfel der vergangenen Jahre. Der sonst so angriffslustige Coach weiß: Sollte der BVB beim Rekordmeister nicht gewinnen, wäre der schlechteste Saisonstart in der schwarz-gelben Klub-Historie perfekt.

Um dieses Szenario noch zu verhindern, bedarf es am kommenden Wochenende einer weiteren Leistungssteigerung. Denn trotz der Treffer von Ciro Immobile, Nationalspieler Marco Reus und Shinji Kagawa leistete sich der Vorjahresfinalist auch beim klassentieferen Kontrahenten einige Unkonzentriertheiten in der Defensive - Fehler, die von den Bayern wohl eiskalt bestraft würden.

Und so wollten auch die BVB-Spieler den glanzlosen Erfolg beim Tabellen-16. der 2. Liga nicht überbewerten. "Das war ein wichtiger Schritt, aber wir dürfen nicht vergessen: Das war St. Pauli. Am Wochenende wartet ein ganz anderes Kaliber", sagte Mittelfeld-Abräumer Sebastian Kehl. Helfen könnte in der Spielvorbereitung die Kraft der Erinnerung: Von den letzten vier Ligaspielen in der bayerischen Landeshauptstadt gewann die Borussia immerhin drei, ein Duell endete remis.

Jeder Wettbewerb außerhalb der Bundesliga scheint für Klopps Truppe derzeit einer Therapie-Sitzung gleichzukommen. Denn sowohl in der Champions League (drei Spiele, drei Siege, 9:0 Tore) als auch im DFB-Pokal ist die Bilanz in dieser Saison makellos. "Bei den Spielen unter der Woche haben wir zuletzt keine Gegentore bekommen. Das sollten wir jetzt auch mal am Wochenende hinbekommen", sagte Kehl. Den Anfang will Dortmund am liebsten schon am Samstag gegen die Bayern machen.

Ob Kehl in der Startformation steht, ist nicht heraus. Möglicherweise bietet Klopp in München Ilkay Gündogan und Sven Bender im zentralen defensiven Mittelfeld auf. Gündogan wurde in Hamburg geschont, weil er die Folgen seiner einjährigen Spielpause noch lange nicht überwunden hat. Bender kam erst spät für Reus in die Begegnung. Sicher ist, dass die Langzeitverletzungen im Aufgebot von Borussia Dortmund von Spiel zu Spiel besser in Tritt kommen.

(sid)
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