Kein normales Rennen Die Formel 1 kommt: Bahrain rüstet auf

Sakhir · Die Formel 1 ist zu Gast, und Amnesty International rügt Bahrain erneut für seinen Umgang mit Oppositionellen. Auch die Königsklasse selbst muss sich Vorwürfe gefallen lassen.

Formel 1 2013: Bahrain protestiert gegen Grand Prix
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Der Große Preis von Bahrain ist kein Rennen wie jedes andere in der Formel 1, das wird allen Besuchern schnell klar. Sicherheitskräfte tragen Maschinenpistolen, Polizeiautos säumen alle Zufahrtsstraßen, jeder Gast wird streng kontrolliert. Denn wenn die Königsklasse kommt, dann schaut die Welt nach Bahrain - und dabei soll sie keine Demonstranten sehen.

Seit mehr als drei Jahren kämpfen Oppositionelle der mehrheitlich schiitischen Bevölkerung vor Ort gegen Menschenrechts-Missachtungen durch das sunnitische Königshaus, ab Freitag haben Regierungskritiker neue Proteste rund um das Rennen (Sonntag, 17.00 Uhr/RTL und Sky) angekündigt. Auch gegen die Formel 1, die zum Thema Jahr für Jahr beharrlich schweigt, erheben sie Vorwürfe.

"Es geht nicht bloß darum, dass es in Bahrain um die Menschenrechte schlecht bestellt ist, und die Formel 1 deshalb nicht herkommen sollte", sagt Maryam al-Khawaja, führende Regierungskritikerin vom Bahrain Center for Human Rights: "Die Austragung des Rennens führt konkret zu Verstößen gegen die Menschenrechte. Die Zahl der Festnahmen steigt definitiv vor, während und nach dem Rennwochenende."

Auch Organisationen wie Amnesty International werfen dem Königshaus die Niederschlagung von Protesten, willkürliche Festnahmen und Misshandlung von Häftlingen vor. Der Grand Prix werde dabei "offensichtlich" genutzt, um das Image Bahrains aufzupolieren.

In dieses Spannungsfeld begibt sich die Königsklasse seit Jahren freiwillig, dem Wunsch zahlreicher Menschenrechtler nach einer Positionierung kommt sie dabei nicht nach. Die populäre Motorsportserie vermied es zuletzt stets, das eigene Produkt in Frage zu stellen und Sponsoren zu verärgern - gerade dadurch erschien sie international aber in einem fragwürdigen Licht.

Jean Todt, Präsident des Automobil-Weltverbandes FIA, bestritt zuletzt auch im Gespräch mit der Welt am Sonntag eine gesellschaftliche Verantwortung, die bei der Wahl der Grand-Prix-Standorte eine Rolle spielen sollte. "Überall auf der Welt gibt es politische Probleme, in Asien, im Nahen Osten, ja selbst in Europa", sagte der Franzose: "Wir müssen aufpassen, dass wir die nicht mit den sportlichen Belangen vermischen."

Bei Amnesty International sorgen derartige Aussagen für Kopfschütteln. "Unsere Forderungen nach Respekt vor den Menschenrechten sind nicht politisch", sagte Said Haddadi, Bahrain-Beauftragter bei Amnesty International, dem SID: "Es geht um die Grundsätze der Menschlichkeit, die in international anerkannten Standards festgehalten sind." Ereignisse wie der Grand Prix seien grundsätzlich in der Lage, zur Entspannung und Vermittlung beizutragen.

Die Al-Wefaq-Vereinigung als Vertreter der schiitischen Mehrheit kündigte nun für Freitag, wenn Sebastian Vettel und Co. zum freien Training starten, einen Protestmarsch gegen das Königshaus an. Die als radikal geltende "Vereinigung des 14. Februar" soll für denselben Tag einen Aufmarsch planen.

In den vergangenen Jahren waren die Demonstrationen auch von Seiten der Opposition keineswegs stets gewaltfrei geführt worden. Nach Angaben der Internationalen Liga für Menschenrechte sind dem Konflikt bislang 89 Menschen zum Opfer gefallen. 2011 war das Rennen in Bahrain angesichts der schweren Unruhen abgesagt worden. 2012 und 2013 drehten die Boliden trotz anhaltender Proteste ihre Runden.

(sid)
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