Tätlichkeit gegen Darmstadt Modestes Schlag überschattet 6:1-Sieg

Darmstadt/Köln · Der 1. FC Köln feiert in Darmstadt den höchsten Auswärtssieg seit 1965, muss aber um seinen Torjäger bangen.

1. FC Köln: Anthony Modeste kommt mit Tätlichkeit davon
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Modeste kommt mit Tätlichkeit davon

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Foto: Screenshot: Sky

Torsten Frings äußerte keine Zweifel. "Für mich eine ganz klare Rote Karte. Das war kein Losreißen, sondern ein rechter Schwinger", sagte Darmstadts Trainer, als er auf die Szene in der 38. Minute angesprochen wurde. Kölns Stürmer Anthony Modeste hatte Gegenspieler Aytac Sulu im Laufduell mit der Faust im Gesicht getroffen. Schiedsrichter Robert Kampka hatte das Spiel aber weiterlaufen lassen. "Das ist nicht gut", sagte Sportchef Jörg Schmadtke über Modestes Schlag. "Aber Anthony hat hier auch viel über sich ergehen lassen müssen." Diese Art der Rechtfertigung könnte den Richtern beim Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nicht genügen. Heute oder morgen entscheidet der Kontrollausschuss, ob er Ermittlungen gegen Modeste aufnimmt. Falls es dazu kommt, droht eine mehrwöchige Sperre. Es ist der Wermutstropfen nach einer Partie, die eigentlich nur Kölner Jubel verdient gehabt hätte. Mit 6:1 feierte der FC in Darmstadt den höchsten Auswärtssieg seit 1965 (6:0 bei Tasmania Berlin).

Als Garant für Spektakel galten die Kölner in dieser Saison bisher nicht. 1,2 Tore erzielte das Team im Schnitt pro Partie in der Hinrunde. Im ersten Rückrundenspiel explodierte nun die Offensivabteilung. Lilien-Kapitän Sulu per Eigentor (32.), der Japaner Yuya Osako (35./72.), Modeste (42.) und die eingewechselten Milos Jojic (85.) und Artjoms Rudnevs (89.) sorgten für den Kantersieg. Sidney Sam (66., Foulelfmeter) hatte zum 1:3 getroffen.

Nüchtern wie eh und je betrachtete Trainer Peter Stöger die Leistung seiner Mannschaft. "Logischerweise sind wir sehr zufrieden mit dem Spiel", sagte der Coach - logischerweise. Denn Stöger weiß um die Neigung der Domstädter, solch drastische Erfolgserlebnisse gnadenlos zu überhöhen. Deshalb versuchte er, die Euphorie auf ein Mindestmaß zu dämpfen. Der mitgereiste Kölner Anhang ließ sich davon - ebenso logischerweise - nicht beeindrucken, sondern feierte ausgiebig den Erfolg und die gar nicht mal so realitätsfernen Aussichten auf internationale Spiele in der kommenden Saison.

Auf Platz sieben liegen die Kölner in Lauerstellung auf die Europa-League-Plätze. Noch wichtiger dürfte aber die Erkenntnis sein, dass der FC ohne Anlaufschwierigkeiten ans erfolgreiche Jahr 2016 anknüpfen konnte. Vier Punkte aus den beiden Auswärtsspielen in Mainz und Darmstadt zum Auftakt sprechen eine klare Sprache. Zudem hat sich Rückkehrer Christian Clemens nahtlos ins Team eingefunden. Und auch der wieder genesene Leonardo Bittencourt bringt frischen Wind über den linken Flügel. Seine Flanke vor dem 2:0 durch Osako war herausragend - zugegeben, die Abwehrleistung der Darmstädter war es hingegen keineswegs. Zugang Neven Subotic hatte neben der Bank sichtlich Freude am Auftritt seines neuen Teams. Der auf Leihbasis aus Dortmund gekommene Innenverteidiger stand noch nicht im Kader, reiste aber als Unterstützung - und um die Abläufe kennenzulernen - mit ans Böllenfalltor.

Dort herrscht nach der 1:6-Klatsche Tristesse. Die Hoffnung auf den Klassenerhalt schwindet immer mehr. Am kommenden Sonntag fährt Darmstadt zum Hessen-Derby nach Frankfurt. "Die vielen Fehler, die wir heute gemacht haben, wollen wir jetzt schnell abstellen und dann in ein Derby gehen, das immer seine eigenen Gesetze hat", sagte Kapitän Sulu. Coach Frings erklärte: "Wir sind nach der Hinrunde nicht in der Lage, einen Nackenschlag einfach wegzustecken."

(erer)
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