Borussia Mönchengladbach Schulz als Hoffnungsträger für Europa

Mainz · Nico Schulz kam aus dem Nichts und schoss Borussia zum wichtigen 2:1-Auswärtssieg beim FSV Mainz 05. So war er die personifizierte Trotzreaktion.

FSV Mainz 05 - Borussia Mönchengladbach: die Bilder des Spiels
32 Bilder

Mainz - Gladbach: die Bilder des Spiels

32 Bilder
Foto: dpa, tfr hak

Auf dem Instagram-Account von Nico Schulz findet sich ein Foto, das einen Haufen jubelnder Fußballprofis von Borussia Mönchengladbach zeigt. "Auswärtssieg" hat der Linksverteidiger darunter geschrieben. Der 24-Jährige ist mittendrin auf dem Foto. Das passt zur Geschichte des Spiels der Gladbacher bei Mainz 05. Das erste Tor von Lars Stindl bereitete Schulz vor, das zweite erzielte er selbst. "Nico war der Mann des Tages", sagte Stindl nach dem 2:1-Sieg der Borussen.

Schulz ist ein Matchwinner aus dem Nichts. Seit August 2015 ist er in Gladbach, doch eine echte Rolle hat der frühere Berliner bislang noch nicht gespielt. Erst hatte er einen Kreuzbandriss, war dann nach der Rückkehr nur zweite Wahl, weil der routinierte Oscar Wendt den Vorzug erhielt. Längst hat Schulz angedeutet, dass die Situation wenig hilfreich sei für seine Karriere. Nun brach sich Wendt im verlorenen DFB-Pokalhalbfinale gegen Frankfurt den Ellenbogen und Schulz ist an der Reihe.

Er wurde gleich bei seinem ersten Startelf-Einsatz für Gladbach in der Bundesliga zum Seelenklempner. Denn mit dem Sieg in Mainz haben die Borussen das verlorene Elfmeterschießen gegen Frankfurt verarbeitet und sich eine interessante Perspektive für den Rest der Bundesligasaison erhalten. "Wir wollen das Strohhälmchen, das noch da ist in Richtung Europa, ergreifen", sagte Hecking.

Nach dem verpassten Finaleinzug war die Frage: Quo vadis, Borussia? Zumal das Team doch arg dezimiert antrat, neun Spieler fehlen, sechs davon haben Stammspieler-Potenzial. "Hiobsbotschaften" betitelten daher die Mainzer im Stadionheft die Geschichte über die Gladbacher. Die jedoch machten mit dem 2:1 eine klare Ansage an sich und die Konkurrenz, auch wenn sie in den letzten Minuten nochmal um den Sieg zittern mussten. "Wir lassen uns nach Rückschlägen nicht hängen, sondern halten den Kopf oben, wir haben die richtige Antwort gegeben", sagte Schulz.

Er personifizierte die Trotzreaktion des Teams. Allein schon mit seinem Solo vor dem 1:0. Jonas Hofmann spielte ihm den Ball zu und Schulz rannte los, rein in den Strafraum, er schaute und schoss, ja, "es sollte ein Torschuss" sein, doch der rutschte ab, aber Stindl stand im Fünfmeterraum und schob den Ball ins Netz. Es war ein erzwungenes Tor, eine Willensleistung von Schulz, ein Tor, das belegte, dass die Gladbacher nach vorher drei Enttäuschungen (zwei Niederlagen in der Liga plus das Pokal-Aus) wohl wieder "on fire" sind, wie Dieter Hecking feststellte.

Schulz belegte, dass die Borussen trotz des personellen Aderlasses in der Schlussphase Spieler haben, die bereit sind für große Taten. "Nico hat gezeigt", befand Hecking, "dass es immer noch wieder Überraschungen in unserem Kader gibt." Neben Schulz kamen Patrick Herrmann und der blutjunge Laszlo Bénes neu in die Startelf, damit signalisierte Hecking, wie er den Endspurt um Europa anzugehen denkt: mutig und offensiv. Es war keine Offenbarung in Mainz, aber solide Arbeit — die drei wichtige Punkte brachte.

"Wenn wir in unseren letzten drei Spielen noch einige Punkte holen, sollte nach oben noch etwas gehen", sagte Schulz. Hecking rechnete das im Detail vor: "Wir werden versuchen, Augsburg zu schlagen und in Wolfsburg zu gewinnen. Dann haben wir gegen Darmstadt vielleicht nochmal ein Endspiel." Im Europa-League-Achtelfinale gegen Schalke reichte nach dem 1:1 im Hinspiel das 2:2 nicht, am Dienstag zerbarst der Pokaltraum im Elfmeterschießen. "Vielleicht bringen wir das dritte Endspiel in diesem Halbjahr dann zu einem positiven Ende", sagte Hecking.

(kk)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort