Borussia Mönchengladbach Vorne harmlos, hinten sorglos

Mönchengladbach · Den Borussen fehlen beim Telekom Cup in Düsseldorf Basiselemente wie Zweikampfführung und Körpersprache.

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Borussia - Mainz beim Telekom Cup

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Wenn die Generalprobe misslingt, wird das gemeinhin als gutes Zeichen für den Ernstfall gewertet. Könnte also für Borussia heißen: Der desolate Auftritt vom Telekom Cup in Düsseldorf lässt für das erste Pflichtspiel 2017 am Samstag in Darmstadt nur Gutes erahnen. Oder anders gesagt: Es kann nur besser werden.

Denn was Borussia in den 90 Minuten von Düsseldorf anbot, war erschreckend wenig. Sie durfte sogar noch froh sein, nicht mehr als die drei Gegentore (0:1 gegen Mainz 05, 0:2 gegen Fortuna Düsseldorf) kassiert zu haben. Ein ähnlich blutleerer Auftritt ohne echte Zweikampfführung wird bei voraussichtlich hart arbeitenden Darmstädtern am Samstag ebenfalls bestraft werden. Die Fehler im Spielaufbau, die Trainer Dieter Hecking bemängelte und die es abzustellen gelte, sind die eine Sache - ein völlig körperloses Spiel die andere. Zweikämpfe gehören zu den Basiselementen des Fußballs, doch davon schien die Borussia von Düsseldorf noch nichts gehört zu haben. Dem Zweitligisten Fortuna wurde es viel zu leicht gemacht, in den ersten sieben Minuten seine beiden Tore zu erzielen. Weder im Mittelfeld, wo Christoph Kramer für Stabilität sorgen sollte und das nicht ansatzweise schaffte, noch in der Viererkette wurden die Düsseldorfer attackiert. Was Borussia defensiv insgesamt anbot, hatte mit Abwehr herzlich wenig zu tun.

Nun darf man ihr zugutehalten, dass die Formation noch nicht eingespielt ist. Timothée Kolodziejczak ist erst seit elf Tagen da, er hat Steigerungsbedarf. In Düsseldorf war er an zwei Gegentoren mitbeteiligt, Hecking nahm ihn ein wenig in Schutz: Der Linksverteidiger habe beim 0:1 gegen Mainz zu weit innen gestanden, weil er gedanklich noch als Innenverteidiger unterwegs war, wo er auch öfter spielt. Von einem Profi mit rund 200 Einsätzen darf man allerdings erwarten, dass er sich umstellen kann. "Kolo" muss das in der Bundesliga beweisen.

Jannik Vestergaard erlebte in der Innenverteidigung ebenfalls einen mehr als gebrauchten Tag. Gegen Mainz besiegelte sein Eigentor die Niederlage, gegen Fortuna ließ er dann zu viele gefährliche Aktionen des Gegners zu. Der dänische Nationalspieler sollte der Abwehrchef sein - das muss er noch zeigen.

Überhaupt fehlte den Borussen bei diesem Blitzturnier jemand, der vorangeht. Das könnte Lars Stindl sein, doch vom Kapitän kam bis auf einige Fernschüsse gegen Mainz, die alle versandeten, auch zu wenig. Die Körpersprache aller Gladbacher war alarmierend, und es war keiner da, der sich aufbäumte. Ein weiteres Basiselement, das Samstag fehlte.

Immerhin lief der Ball in der Offensive zeitweise recht flüssig, doch was bringt das, wenn daraus kein Tor fällt? Oder noch schlimmer - wie gegen Fortuna - daraus nicht einmal ein einziger ernstzunehmender Abschluss resultiert? So ist alles Ballstreicheln, jeder Direkt- oder Doppelpass, jede Variabilität in den Positionen nur brotlose Kunst. Raffael gehörte gegen Mainz noch zu den besseren Borussen, doch auch seine Dribblings und Pässe wurden nicht veredelt. So waren die Gladbacher vorne harmlos und hinten sorglos - eine gefährliche Mischung. Zum Glück war es ja nur die Generalprobe. Aber der Ernstfall kommt.

(ame)
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