Borussia Mönchengladbach Hahn, Kruse und Raffael verkörpern die neue Angriffslust

Mönchengladbach · Der neue Offensivmann André Hahn, Rückkehrer Max Kruse und Raffael begeistern bei Borussias 4:1 gegen Schalke.

Gladbach - Schalke: Einzelkritik
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Es war der perfekte Zeitpunkt für ein Spiel wie dieses. Am Tag vor dem 70. Geburtstag von Günter Netzer, der Ikone der Mönchengladbacher Fohlenelf, konterten seine Nachfolger bei Borussia nach Lust und Laune den Champions-League-Teilnehmer Schalke 04 aus. Die Gelsenkirchener waren mit dem 1:4 noch gut bedient. Netzer hatte einst das Gladbacher Spiel erfunden, wie sein Teamkollege Berti Vogts erklärte. Schnelles Umschalten aus einer kompakten Defensive heraus, so würde man das in der modernen Fußballsprache bezeichnen, was die Fohlen damals spielten. Nun gegen Schalke legte das Team von Lucien Favre die Gegenwarts-Variante dieses Spiels vor. Besser hätte es auch Netzers Torfabrik nicht machen können.

"Das ist genau mein Spiel", sagte André Hahn, den Sportdirektor Max Eberl dank einer Ausstiegsklausel aus seinem Vertrag in Augsburg herausgekauft hat. Es ist einer dieser Deals, die Eberl selbst als "intelligente Transfers" definiert. Hahn war gut in Augsburg, es war abzusehen, dass er bald den nächsten Entwicklungsschritt machen würde. Das tut er jetzt in Gladbach. Hahn ist kein Fußball-Künstler, aber er hat einen unbändigen Willen, ist schnell und "präzise vor dem Tor", wie Lucien Favre nach Hahns Treffern zum 1:0 und zum 2:0 feststellte. Erst ein Kontertor, dann ein Kopfballtreffer - Hahn ist flexibel, was die Art des Toreschießens angeht.

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"Herz, Engagement, Willen und Torinstinkt" zeichnen Hahn laut Eberl aus. Dass es gegen Schalke so perfekt klappte bei Hahn, habe aber auch mit dem "Drumherum" zu tun. Zum Beispiel mit Max Kruse, der bei seinem Comeback nach der Harnleiter-OP seinen Wert für Borussia mit zwei Vorlagen für Hahn und dem Treffer zum 3:1 untermauerte. Raffael, der Brasilianer, machte das neue Gladbacher Traum-Trio komplett. "Geniale Momente" nennt Eberl das, was der 29-Jährige zum Besten gab, und meinte damit nicht nur den Pass auf Kruse, der dessen Treffer einleitete. "Wir haben gut kombiniert", fand Raffael.

Borussia hat ein Ausrufezeichen gesetzt. "Wir wollten unbedingt gewinnen", sagte Raffael - und das machte auch die Kaderzusammenstellung von Lucien Favre deutlich. Vier der sechs Feldspieler auf der Bank waren Offensivkräfte. Drei von ihnen wechselte er später ein: Patrick Herrmann, Branimir Hrgota und Thorgan Hazard. "Sie haben alle noch etwas gemacht", lobte Favre. Borussias neue Angriffslust hatte viele Namen. Und im Ex-Stuttgarter Ibrahima Traoré blieb einer ganz draußen, der ebenfalls optimal in Favres Ansatz passt.

Borussia wollte sich einen guten Start in die anstehenden Englischen Wochen verschaffen. Das gelang nicht nur vom Ergebnis her. Das Team setzte Favres Idee phasenweise vollendet um. Borussia ließ Schalke mehr Ballanteile, doch wenn sie das Spielgerät hatte, war sie stets zielorientiert. In der vergangenen Saison verlor sich Borussia öfter mal in Ballstafetten, jetzt wurde konsequent der Abschluss gesucht, auch aus der zweiten Reihe. Hinten hielt der neue Torwart Yann Sommer richtig gut, die Abwehr verteidigte sicher, im defensiven Mittelfeld organisierten Granit Xhaka und Christoph Kramer umsichtig. Und Hahn, Kruse und Raffael lebten ihre Spielfreude aus.

Borussia machte Spaß, die Konkurrenz sah mithin, welches Potenzial in diesem Ensemble steckt. "Wir können jetzt mit breiter Brust in die nächsten Spiele gehen", sagte André Hahn. Er stellte aber auch klar, dass es trotz des schönen Erlebnisses keinen Grund gäbe, den Boden unter den Füßen zu verlieren. "Es sah vielleicht locker aus, aber es war harte Arbeit", betonte er.

(RP)
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