Hamburg - Karlsruhe 1:1 Der Dino wankt

Hamburg · Lange sah es im Relegations-Hinspiel gegen den Zweitliga-Dritten Karlsruher SC nach einer Niederlage der Hamburger aus. Der glückliche Ausgleichstreffer des Kroaten Ivo Ilicevic bringt den 1:1-Endstand. Am Montag steigt das Rückspiel.

Hamburger SV: Rouwen Hennings schockt HSV nach vier Minuten
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Hennings schockt Hamburg nach vier Minuten

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Rouwen Hennings hatte einen großen Traum. Als Kind wollte er nicht Feuerwehrmann oder Lotto-Millionär werden, sondern Fußballprofi in Diensten des Hamburger Sportvereins. Doch wie das so oft ist mit Wünschen — die wenigsten gehen wie erhofft in Erfüllung. Hennings war allerdings ziemlich nah dran. In der Jugend spielte er sieben Jahre für den HSV, wurde dann aber aussortiert.

Am Donnerstag demonstrierte er eindrucksvoll, dass das wohl nicht die allerbeste Entscheidung der Hanseaten gewesen ist. Im Hinspiel der Relegation erzielte er beim 1:1 den Führungstreffer und brachte sein Team in eine gute Ausgangsposition. Am Montag (19 Uhr/Live-Ticker) ist die finale Begegnung im Wildparkstadion, aus Sicherheitsgründen eineinhalb Stunden früher als zunächst geplant. Vor ein paar Wochen hat sich Offensivkraft Hennings schon einmal beim HSV in Erinnerung gerufen. "Ich habe fast so viele Tore wie der HSV", tönte er, als der Angreifer des Karlsruher SC gerade seine Saisontore Nummer 14 und 15 erzielt hatte. Die Hamburger standen da bei 16 Treffern, am Ende waren es 25, bei Hennings 17. Die Schwäche im Angriffsspiel der Norddeutschen war auch gegen den Dritten der Zweiten Liga wieder gut zu sehen. In den ersten 45 Minuten erarbeitete sich der HSV mit etwas Wohlwollen nur zwei Torchancen: Ivica Olic mit einem Kopfball ganz am Anfang und Pierre-Michel Lasogga aus der Distanz kurz vor dem Pausenpfiff. Deutlich zu wenig, wenn man die Klasse halten will.

Konsequenter KSC

Der KSC war in seiner Ausrichtung nicht unbedingt mutiger, dafür aber deutlich konsequenter. Hennings erzielte das 1:0 mit seinem zweiten Ballkontakt in der vierten Minute. In der Offensive standen die Badener sehr dicht und ermöglichten dem HSV auch wenig Spielraum. Der zeigte sich aber auch äußerst ideenlos und versuchte fast ausschließlich über die linke Seite anzugreifen. Zu berechenbar, um die Gäste in größere Verlegenheit zu bringen. Die sind allerdings auch im Besitz von Personal wie Linksverteidiger Philipp Max (Sohn des früheren Schalker und Gladbacher Angreifers Martin Max), das durchaus höheren Ansprüchen genügen kann.

Beim HSV wähnten sie sich nach dem 2:0 im letzten Ligaspiel gegen den FC Schalke 04 auf dem richtigen Weg. "Jetzt schlagen wir jeden!", posaunte Torwart Rene Adler herum. Zu sehen war von derlei kämpferischer Einstellung über weite Strecke nichts. Die Vorstellung des HSV, Gründungsmitglied der Bundesliga und seitdem ununterbrochen in der höchsten deutschen Spielklasse vertreten, war schlichtweg erbärmlich. Der KSC hatte die Möglichkeit, für eine Vorentscheidung zu sorgen. Erst Manuel Torres und zehn Sekunden später im zweiten Versuch Dimitrij Nazarov (53.) hämmerten den Ball an die Latte. Danach machten sich auch die Anhängerschaft aus Karlsruhe bemerkbar und zündete ein paar Feuerwerkskörper. Der anschließende Sicherheitshinweis des Stadionsprechers sorgte vor allem bei den HSV-Fans für Gelächter: "Bitte unterlasst das Abbrennen von Pyros, es kann zum Abbruch der Partie führen." Viele sahen genau darin noch eine letzte Chance für ihren Klub.

Doch sie wurden eines Besseren belehrt. Denn der HSV schaffte es tatsächlich, sich in die Partie zu spielen. Nach gut einer Stunde schaltete die von Bruno Labbadia trainierte Mannschaft ein paar Gänge hoch. Und wurde für ihren Eifer belohnt. Ilicevic erzielte den viel umjubelten Ausgleichstreffer im Volkspark.

Fraglich, ob das für den Klassenerhalt reicht — zumal da im Rückspiel neben dem Karlsruher Dominik Peitz auch die Hamburger Heiko Westermann und Gojko Kacar gelbgesperrt fehlen.

"Der Schock saß tief, das ist klar, wenn du so ein Tor aus dem Nichts kassierst", sagte HSV-Trainer Bruno Labbadia nach der Partie bei Sky: "Der KSC hat tief gestanden. Und wir sind nicht der FC Bayern, der gegen eine so engmaschige Mannschaft offen spielen kann. Trotzdem hat die Mannschaft nicht aufgegeben. Wir liegen immer am Boden, stehen immer auf, deshalb sollte man uns nicht abschreiben." KSC-Torhüter Dirk Orlishausen sagte in der ARD: "Die Stimmung war grandios, der Wildpark wird brennen." Sportdirektor Jens Todt war ebenfalls zufrieden: "Unsere Mannschaft hat ein sehr, sehr gutes Spiel gezeigt und sah lange Zeit wie der Sieger aus. Der HSV hatte nur diese eine klare Chance aus dem Spiel heraus."

(RP)
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