Slomka-Effekt greift Der Hamburger SV meldet sich zurück

Hamburg · Mirko Slomka drohte nach seinem Traumdebüt die Stimme zu versagen. 90 Minuten lang war der neue Trainer des Hamburger SV an der Seitenlinie auf- und abgesprungen, hatte wild gestikuliert und immer wieder gegen den Lärm von 57.000 Zuschauern angeschrien.

Slomka feiert Premiere auf der HSV-Bank
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Slomka feiert Premiere auf der HSV-Bank

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"Ich musste darauf achten, dass sie nicht aufhören, sich zu bewegen", sagte Slomka mit strapazierten Stimmbändern, aber einem Lächeln im Gesicht. Der 46-Jährige hat den abstiegsbedrohten Bundesliga-Dino in nur einer Woche wiederbelebt. Beim 3:0 (1:0) gegen Borussia Dortmund zeigte sich sein Team wie verwandelt.

"Ich weiß auch nicht, woran es vorher lag", sagte Nationaltorhüter Rene Adler und betonte nicht gegen Slomkas Vorgänger Bert van Marwijk nachkarten zu wollen. Doch was der HSV seinem Publikum am Samstag zeigte, war Welten von den Minusleistungen der Vorwochen entfernt.

Traumtor von Calhanoglu

Hakan Calhanoglu trifft aus 41 Metern
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Hakan Calhanoglu trifft aus 41 Metern

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Die Hanseaten kämpften, standen stabil geordnet und erzielten durch Hakan Calhanoglu aus fast 40 Metern ein Traumtor, das es in die nähere Auswahl zum Tor des Jahres schaffen könnte (90.+1). "Der Treffer hat Hamburg wohl für die vergangenen Monate entschädigt", sagte Dortmund-Coach Jürgen Klopp süffisant. Irgendwie passte alles.

Dabei war der Nachmittag so betrüblich gestartet. Mit einer emotionalen Choreographie gedachten die HSV-Fans des verstorbenen Klub-Idols Hermann Rieger. "Für immer unser bester Mann, den niemand je ersetzen kann", stand auf einem Plakat, das sich über die gesamte in schwarz gehaltene Nordkurve erstreckte. Ein Gänsehaut-Moment, der bei Slomkas Elf offenbar zusätzliche Kräfte freisetzte.

"Die Atmosphäre hat uns beflügelt. Schon beim Aufwärmen hat das Stadion heute gemerkt, dass es ein besonderer Tag ist. Es war ein würdiger Abschied", sagte Stürmer Pierre-Michel Lasogga, der mit einer präzisen Flanke großen Anteil am Führungstreffer von Petr Jiracek hatte (42.). Und mit seinem Treffer zum 2:0 endgültig die Weichen für den erst dritten Heimsieg der Saison stellte (58.). Die Grusel-Serie mit sieben Liga-Pleiten in Folge ist Geschichte.

Entfesselter Rajkovic

Sinnbildlich für den Umschwung an der Elbe stand Slobodan Rajkovic. Weder Thorsten Fink noch van Marwijk hatten den Serben in dieser Saison auch nur eine einzige Minute auf den Rasen geschickt. Slomka brachte Rajkovic dagegen von Beginn an in der Innenverteidigung neben Johan Djourou. An den beiden Kanten in der Abwehr biss sich die Borussia-Offensive um Robert Lewandowski ein ums andere Mal die Zähne aus. "Es war ein hochverdienter Sieg des HSV, den wir uns sowas von selbst eingebrockt haben", sagte Klopp, er vermisste bei seinem Team die letzte Bereitschaft.

Beim HSV war dagegen das Zweikampfverhalten ein anderes als in den Wochen zuvor, auch der verletzte Kapitän Rafael van der Vaart wurde kaum vermisst. "Wir haben uns gesagt, dass wir in den letzten 90 Tagen der Saison alles dafür geben werden, dass es hier auch in der nächsten Saison Erstliga-Fußball gibt", sagte der starke Adler, nachdem der HSV immerhin auf den Relegationsplatz vorgestoßen war.

"Einen Platz wollen wir mindestens noch klettern", sagte Slomka, "wir werden in den nächsten Wochen nicht aufhören, zu arbeiten." Stimmlich wird sich der Hoffnungsträger allerdings in den nächsten Tagen etwas zurückhalten müssen.

(sid)
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