Messi, Neymar, Suarez Die fantastischen drei hieven Barcelona auf ein neues Niveau

München · In Hörweite schlugen sich die Bayern in der Münchner Arena gegenseitig krachend auf die Schultern, weil sie beim 3:2 im Halbfinal-Rückspiel gegen den FC Barcelona zumindest einen "Achtungserfolg" (Ehrenpräsident Franz Beckenbauer) erzielt hatten. Barcelonas Trainer Luis Enrique fand das wahrscheinlich seltsam. "Ich habe geglaubt, dass wir mehr leiden müssen", sagte der Coach. Er machte keine leidvollen Erfahrungen.

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Der FC Barcelona darf den Ruf für sich beanspruchen, "die wahrscheinlich beste Mannschaft der Welt" zu sein, wie Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge urteilte. Die Katalanen haben den Champions-League-Sieger von 2013 überholt.

Im Halbfinale setzten sie sich durch, weil die Bayern kein taugliches Mittel gegen die Offensive von Barcelona fanden. Trotz eines schwungvollen Auftakts der Gastgeber sorgte Barca in München schnell für klare Verhältnisse, denn das beste Angriffs-Trio der Welt bestrafte bayerisches Risikospiel in der Defensive mit Klasse und Kälte. Zweimal kombinierten sich Lionel Messi, Luis Suarez und Neymar hinter die staunende Bayern-Deckung. Die Führung der Münchner war verspielt und die verwegene Hoffnung aufs Finale ebenfalls.

Die drei Angreifer aus Südamerika haben Barcelonas Spiel auf ein anderes Niveau gehoben. Und während sich die ersten Nachfolger von Trainer Pep Guardiola damit abmühten, den Ballbesitz-Fußball weiter allein auf die Genieblitze von Messi zuzuschneiden, hat Enrique das Repertoire erweitert. Barcelona 2015 kommt oft über Konter zum Erfolg, der sogenannte lange Ball steht nicht mehr auf dem Index, und in vorderster Linie ist eine einmalige Verwertungsabteilung am Werk. Der Argentinier Messi ist längst nicht mehr nur Vollstrecker, und er bewegt sich sogar, wenn der Ball mal nicht an seinem Fuß klebt - was der allerdings gern tut. Suarez, der Straßenkämpfer aus Uruguay, ist ein Vollstrecker der klassischen Sorte, der aber auch gelernt hat, seine Nebenspieler in Szene zu setzen. Beispielhaft dafür sind seine Vorlagen zu den beiden Toren des Brasilianers Neymar, der sich vom Spielkind zum erwachsenen Stürmer entwickelt hat. Ein Beleg für die extravagante Klasse dieses Trios: 120 Pflichtspieltore hat es in dieser Saison erzielt. Da bekommt die Konkurrenz Schnappatmung.

Trainer Enrique macht diese Luxusbesetzung noch gelassener, als er ohnehin ist. "Wir wissen, welche Eigenschaften unsere Spieler haben, und die haben wir genutzt", sagte er. Er konnte es sich erlauben, Suarez in München in der Pause auszuwechseln. Und er sah ohne innere Erregung, wie seine Mannschaft im zweiten Durchgang in den Verwaltungsmodus schaltete. Namentlich Messi begab sich auf einen 45-minütigen Spaziergang. Jetzt ist Barcelona noch einen Schritt von der Krönung entfernt. In der Meisterschaft deutet alles auf den Titelgewinn hin, im Pokalfinale ist Athletic Bilbao der Gegner, und im Berliner Champions-League-Endspiel am 6. Juni ist Barca nach der Vorstellung von München Favorit.

Trotz der Erfolge könnte Enrique im Sommer abgelöst werden. Schließlich wird bei Barca wieder der Präsident gewählt. Und es ist eine schöne Sitte, dass ein neuer Boss seinen Lieblingstrainer mitbringt. Wenn es Juan Laporta wird, dem gute Chancen eingeräumt werden, Josep Bartomeu abzulösen, wird es schwierig für Enrique. Laporta gilt als Fan von Messi, und der Argentinier hat überhaupt kein Verhältnis zu seinem Coach. Es heißt, die beiden reden kein Wort miteinander. Messi hat im Winter schon den Aufstand geprobt, er biss sich jedoch am kantigen Enrique die Zähne aus. "Ich will eine Mannschaft, keine Stars", erklärte der Coach. Laporta will vor allem einen Star: Messi.

(pet)
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