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Rekordmeister erneut im Halbfinale der Champions League Bayerns Fußball beherrscht Europa

München/Düsseldorf · Zum vierten Mal seit 2010 stehen die Münchner im Halbfinale. Dreimal kamen sie danach schon ins Finale.

 Der FC Bayern steht erneut im Halbfinale der Champions League

Der FC Bayern steht erneut im Halbfinale der Champions League

Foto: dpa, kne nic

Es gab da diesen Verdacht. Vor fast einem Jahr sprachen ihn große Experten im Londoner Wembleystadion aus. "Vielleicht", sagten sie nach Bayern Münchens 2:1-Finalerfolg in der Champions League über Borussia Dortmund, "war das der Beginn einer Ära." Sie unterschlugen, dass diese Ära längst angefangen hatte. 2010 und 2012 hatten die Münchner bereits im Endspiel der Königsklasse gestanden. Und sie segeln auch in dieser Saison immer noch auf Finalkurs. Das 3:1 im Rückspiel gegen Manchester United trug die Bayern ins Halbfinale, dessen Paarungen am Freitag (12 Uhr/Live-Blog) ausgelost werden. Der Verdacht, dass es sich in den sogenannten "Zehnerjahren" nach der Jahrtausendwende um eine Bayern-Ära handelt, hat sich also deutlich erhärtet.

Es gibt aber noch einen weiteren Verdacht. Der betrifft die Ära FC Barcelona. Sie begann 2006 mit dem Gewinn der Champions League. Seither (Ausnahme 2007) ist der katalanische Klub immer mindestens ins Halbfinale der Königsklasse gelangt. Niemand bestritt Barca den Ruf, das beherrschende Team des europäischen Fußballs zu sein. Bis vor einem Jahr. Bayern München, ausgerechnet Bayern München, zerlegte das große Barcelona im Semifinale mit 4:0 und 3:0. Und in dieser Spielzeit war für die Katalanen sogar mal wieder im Viertelfinale Endstation. Atletico Madrid jagte ein müdes Starensemble vom Hof, das 1:0 drückte die Kräfteverhältnisse nicht einmal in Ansätzen aus. "Nicht immer", sagte Trainer Diego Simeone, "siegen die Besten, sondern die Mutigen und die Kämpfer." Sie nährten mehr noch als die Bayern im April 2013 den Verdacht, dass die Ära Barcelona in Europa vor dem Ende steht.

Die Mutigen aus Madrid nahmen vor allen Dingen Barcas Superstar Lionel Messi mit großem Erfolg aus dem Spiel. Der Argentinier erzielte überhaupt keine Wirkung, und seine Laufleistung war eine Beleidigung für alle Mitspieler. 6,8 Kilometer nahmen die Statistiker zu Protokoll, gerade mal 1500 Meter mehr als beim Torhüter Jose Manuel Pinto.

Sein Coach Gerardo Martino versuchte den Superstar aus der Schusslinie zu nehmen. Er verwies darauf, dass Barcelona als Team verloren habe. Umso näher liegt der Verdacht, dass seine Mannschaft als Vorzeigemodell in Europa abgelöst sein könnte.

Schlüsselspieler auf den Außen

Mittlerweile schaut der Kontinent auf die Münchner. Sie haben Barcelonas fußballerische Möglichkeiten erweitert. Während die Katalanen auf taktisch geschulte, abwehrstarke oder auch nur extrem leidenschaftlich kämpfende Gegner nur mehr mit wenig effektivem Belagerungsfußball reagieren, haben die Münchner ein paar Varianten. Ihre wichtigsten Akteure stehen in Begegnungen mit Teams, die sich der offenen Auseinandersetzung durch massierte Abwehr entziehen, auf den Außenpositionen. Arjen Robben und Franck Ribéry waren auch gegen Manchester United die Schlüsselspieler. Sie suchten die berühmten Eins-gegen-Eins-Situationen, und als es United nicht mehr gelang, beide Flügel mit Doppeldeckungen einzubremsen, fielen die Münchner Tore. "Super" nannte Trainer Pep Guardiola die Vorstellung von Ribéry, "super, super" die von Robben.

Außer bei Robbens Treffer zum 3:1 wären die Sololeistungen der Flügelspieler allerdings ohne die geeigneten Abnehmer in der Mitte fruchtlose Artistik gewesen. Aber im Zentrum des Strafraums stehen eben der wuchtige Mario Mandzukic oder Thomas Müller, dem es noch bei jeder Gelegenheit gelingt, Räume aufzutun, die keiner seiner Gegenspieler auch nur spürt. Derartige fußballerische Waffen hat Barcelona nicht zu bieten. Es ist in den schwierigen Momenten auf die Sololäufe von Messi oder Neymar angewiesen. Dagegen gibt es mehr Mittel als gegen die Kombination aus Ribéry, Robben, Müller und Mandzukic.

Solche Spieler entscheiden selbst die ganz zähen Partien. Und die gegen Manchester war so eine. Dass sie für die Bayern positiv endete, nährt einen weiteren Verdacht: Die Münchner können das vierte Finale seit 2010 erreichen, weil sie Antworten auf Fragen haben, die ihre möglichen Gegner in der Vorschlussrunde stellen werden. Schwer wird das trotzdem. Real Madrid hat überragende Einzelspieler, Atletico Tempo und Leidenschaft wie Dortmund im Vorjahr und Chelsea eine taktisch starke, unbequeme Mannschaft. Und einen Trainer, den Guardiola so gar nicht mag: José Mourinho.

(RP)
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