Schalker Meisterspieler Koslowsi Der "Schwatte" wird 80

Gelsenkirchen · Noch immer wird Willi Koslowski auf die letzte deutsche Meisterschaft seines FC Schalke 04 angesprochen. Das ist lange her: 1958. An diesem Freitag wird "der Schwatte" 80 Jahre alt.

 Als Trainingskiebitz an der Glückauf-Kampfbahn begann Willi Koslowskis Karriere.

Als Trainingskiebitz an der Glückauf-Kampfbahn begann Willi Koslowskis Karriere.

Foto: dpa, cas jhe

Die bis dato letzte deutsche Meisterschaft des FC Schalke 04 begleitet Willi Koslowski auch heute noch. Beim Triumph am 18. Mai 1958 in Hannover vor fast sechs Jahrzehnten bereitete der frühere Fußball-Nationalspieler, der an diesem Freitag 80 Jahre alt wird, zwei Tore vor. "Darauf werde ich heute noch oft angesprochen", sagt Koslowski, Spitzname "der Schwatte", mit Blick auf den 3:0-Sieg über den Hamburger SV.

Zum runden Geburtstag kommt die Familie zum Kaffee, bei vier Kindern und ebenso vielen Enkelkindern ist das Haus der Koslowskis dann gemütlich voll. Vormittags schon gibt es für den Jubilar einen kleinen Empfang in stilechter Umgebung. In der Gaststätte Bosch nahe der altehrwürdigen Glückauf-Kampfbahn trifft sich Koslowski mit früheren Mitspielern und Vereinsvertretern.

Am 17. Februar 1937 in Gelsenkirchen geboren spielte Koslowski bis zu seinem 15. Lebensjahr zunächst für den BV Buer 07, ehe er von Schalke entdeckt wurde. Als er eines Tages mit dem Fahrrad zur Glückauf-Kampfbahn fährt, um sich das Schalker Training anzuschauen, wird er angesprochen. "Ich stand am Zaun, und auf einmal kam Trainer Fritz Thelen zu mir und fragte mich, ob ich auch Fußball spiele", erzählte Koslowski in einem Interview der "Westdeutsche Allgemeinen Zeitung" (WAZ). "Ich durfte sofort mittrainieren, und zwei Wochen später habe ich zum ersten Mal in der Schalker A-Jugend gespielt."

Der Beginn einer Erfolgsgeschichte. Koslowski feierte am 31. August 1955 mit zwei Toren beim 4:1-Auswärtserfolg gegen den Wuppertaler SV ein gelungenes Debüt in der damaligen Oberliga West. Beim Endspiel um die deutsche Meisterschaft knapp drei Jahre später war er mit 21 Jahren der jüngste Spieler im Schalker Team - und mit zwei Torvorlagen maßgeblich am 3:0 gegen den Hamburger SV beteiligt.

Drei Einsätze im DFB-Trikot

Erst vier Jahre später wurde Koslowski Nationalspieler und nahm mit Deutschland an der WM 1962 in Chile teil, letztlich blieb es für den schnellen Rechtsaußen aber bei nur drei Einsätzen im DFB-Trikot. Dafür schrieb er mit dem ersten Schalker Bundesligator am 24. August 1963 (2:0 gegen VfB Stuttgart) erneut Clubgeschichte, ehe er Schalke 1965 verließ und sich nach Differenzen mit den damaligen Verantwortlichen ausgerechnet dem Nachbarn Rot-Weiss Essen anschloss. Weitere Stationen bis zum Ende seiner Karriere waren Eintracht Gelsenkirchen, Eintracht Duisburg und Concordia Bochum, wo er als Spielertrainer fungierte.

Wie damals üblich, blieb Koslowski während seiner gesamten Fußball-Laufbahn berufstätig. Als Geselle fuhr er auf der Zeche Hugo in Buer ein, bis dem Jugend-Nationalspieler von einem Vorgesetzten die Teilnahme an einem internationalen Turnier in Italien verweigert wurde. Koslowski schmiss auf dem Pütt hin, fand aber schnell eine neuen Job. Clublegende Ernst Kuzorra brachte das Talent in einer Gelsenkirchener Glasfirma unter.

Ab Mitte der 1970er Jahre war Koslowski wieder auf Schalke tätig, half beim Aufbau der Amateurabteilung und betreute von 1981 bis 1984 die Schalker Reserve. Später fand er eine Anstellung auf der Geschäftsstelle. Bis Ende 2015 kümmerte sich Koslowski, eigentlich längst Rentner, um die Post des zum Konzern gewachsenen Revierclubs.

Ein Sturz im heimischen Garten warf ihn plötzlich aus der Bahn. "Inzwischen geht es mir zum Glück wieder besser", berichtete Koslowski. Das Gehen fällt ihm allerdings schwer, auf Besuche der Schalker Heimspiele verzichtet er deshalb. Für einen, der sein ganzes Leben in Bewegung war, eine schwere Zeit: "Ich würde gerne wieder jeden Morgen aufstehen und nach Schalke fahren, mich um die Post kümmern und mit den Mitarbeitern ein Pläuschchen halten."

(dpa)
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