Fortuna Düsseldorf Zwei Torhüter, aber keine Nummer eins
Düsseldorf · Oliver Reck, Trainer des Fußball-Zweitligisten Fortuna Düsseldorf, geht neue, ungewöhnliche Wege. Er bricht mit der Tradition und will den beiden Torhütern Michael Rensing und Lars Unnerstall Einsatzzeiten geben.
Reck spricht intensiv mit Unnerstall
Fortuna sorgt für Furore. Und wieder geht es dabei um die Torhüter. Der Fußball-Zweitligist wird ohne eine Nummer eins in die neue Saison gehen. Das hat Oliver Reck entschieden und damit für die erste Überraschung gesorgt. Denn es ist eigentlich Brauch, eine klare Nummer eins zu benennen. Michael Rensing und Lars Unnerstall werden also beide zum Einsatz kommen - offen ist, wann und wie oft.
Im deutschen Fußball gibt es fast immer eine klare Nummer eins. Die Argumentation war stets die gleiche. Die Torhüter müssten Vertrauen genießen, sich mit den Vorderleuten blind verstehen, im Rhythmus bleiben.
Erstes Training nach der Rückkehr aus Österreich
Oliver Reck hat diesen Status jahrelang bei Werder Bremen genossen. Damals ließ sich Trainer Otto Rehhagel eine besondere Variante einfallen, um Jürgen Rollmann bei Laune zu halten. Der zweite Mann durfte sich ein Spiel aussuchen, in dem er zwischen den Pfosten stand. Rollmann wählte das Auswärtsspiel bei Bayern München. Ein Beispiel dafür, wie fest zementiert die Nummer eins war.
Reck wirft dieses Prinzip über den Haufen. "Es wird keine eindeutige Nummer eins geben", sagt er. "Es gibt Spiele, in denen vielleicht der eine oder der andere besser ist. Ich weiß natürlich auch, dass ein Torhüter Sicherheit und Vertrauen braucht. Dies werden beide von mir bekommen - zum richtigen Zeitpunkt."
Austria Salzburg - Fortuna 1:5
Der Coach will sich der Möglichkeiten nicht berauben, die ihm zwei Torhüter auf Augenhöhe mit unterschiedlichen Stärken bieten. "Ich wäre töricht und dumm, wenn ich sagen würde, der steht die nächsten 34 Spiele im Tor. Was passiert nach dem fünften Spieltag, wenn sich der Keeper verletzt, gesperrt ist oder eine Formschwankung hat? Dann habe ich den anderen diffamiert. Das mache ich bewusst nicht."
Eine erste Entscheidung scheint der Coach jedoch getroffen zu haben. Lars Unnerstall kam gestern Mittag ziemlich schlecht gelaunt aus der Kabine, ging an allen Wartenden schnurstracks vorbei zu seinem Auto, knallte trotz Ansprache die Tür zu und brauste davon.
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Ganz anders sein Kontrahent Michael Rensing. Gelöst kam er daher, gab den Kindern bereitwillig Autogramme und beantwortete alle Fragen. Alles deutet darauf hin, dass Rensing beim Saisonauftakt am kommenden Freitag gegen den Bundesliga-Absteiger Eintracht Braunschweig in der gut gefüllten Esprit Arena das Fortuna-Tor hütet.
"Natürlich ist es nicht üblich, keine Nummer eins zu benennen", gesteht Michael Rensing. "Noch nicht. Aber heute ist vieles anders als noch vor ein paar Jahren."
Da war Michael Rensing der Kronprinz von Oliver Kahn bei Bayern München. Niemals hätte er es damals gewagt, Ansprüche geltend zu machen. Als sich seine Hoffnung auf Kahns Nachfolge nicht erfüllte, wechselte er nach Köln und kam über Leverkusen zur Fortuna. Da sorgte er vor einem Jahr für Schlagzeilen mit einer Aktion, die bundesweit Aufsehen erregte. "Ich setze mich nicht auf die Bank", sagte er, nachdem ihm der damalige Trainer Mike Büskens Stunden vor dem ersten Spiel mitgeteilt hatte, dass Fabian Giefer die Nummer eins sei. Rensing war abends tatsächlich nicht im Stadion. "Aber das war eine ganz andere Situation", sagt er. Stimmt, damals waren Zusagen nicht eingehalten worden. "Trotzdem würde ich heute anders reagieren."
Dass Rensing mit der Fortuna in die Saison starten darf und dann irgendwann seinen Platz räumen muss, ist auch für ihn gewöhnungsbedürftig: "Grundsätzlich will jeder Torwart Woche für Woche spielen. Aber ich muss es so annehmen, wie es kommt. Ich habe meine Klasse immer unter Beweis gestellt, wenn man mich hat spielen lassen." Und dann? Wird Reck wechseln, wenn Rensing Top-Leistungen zeigt?
