Führungslos und im Keller Jetzt haben schon die Gegner Mitleid mit dem HSV

Hamburg · Die Situation beim HSV verschärft sich weiter. Der glücklose Trainer Markus Gisdol verteidigt nach dem 2:5 gegen Dortmund vehement sein System und reagiert aufgebracht.

Hamburger SV feiert Uwe Seeler im Stadion
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Foto: afp, crj

"Außer Uwe könnt Ihr alle gehen", hallte es aus der Nordkurve des Volksparkstadions. Das 2:5-Debakel gegen Borussia Dortmund quittierten die HSV-Fans mit Hohn und Spott, Markus Gisdol sprach schon vom "Existenzkampf" - der gefeierte Jubilar Uwe Seeler glaubt aber weiter unverdrossen an die nächste Rettung seines Hamburger SV. "Hamburger geben nicht auf. Ich lasse mir meinen Geburtstag nicht verderben", sagte das Stürmer-Idol nach dem sportlichen Fehlschlag bei der Feier zu seinem 80. Ehrentag. Das Vertrauen an die Vereinsführung hat er indes schon lange aufgegeben: "Da verstehe ich einiges nicht."

Auch Trainer Markus Gisdol prangerte die Träumereien an der Elbe an: "Die Erwartungshaltung vor der Saison war einfach zu groß, die Realität ist Existenzkampf." Investor Klaus-Michael Kühne hatte von Platz sechs bis acht geredet, Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer ihm nicht widersprochen. Am Samstag sagte kein Verantwortlicher etwas.

Am Sonntag schloss Beiersdorfer seinen Rücktritt aus. "Natürlich habe ich als Vorstandsvorsitzender die Gesamtverantwortung. Ich gehe vorweg, und das werde ich auch in Zukunft tun", sagte der Klubchef im Hamburger Volksparkstadion. Auch einen erneuten Trainerwechsel beim Tabellenletzten hält er für kein probates Mittel. "Die Bilanz ist schlecht, da dürfen wir keine Ausreden suchen", sagte Beiersdorfer, der aber mit Gisdol die sportliche Misere beim HSV beheben will. "Das geht nur zusammen", betonte der Vorstandschef.

Sogar der Gegner reagierte schon mit Mitleid. "Das ist hart für den HSV. Das wünscht man keinem. Die Spieler tun mir leid, weil sie sich schon reinhauen!", meinte BVB-Nationalspieler André Schürrle nach dem Spiel am Samstag.

Todt als Sportdirektor im Gespräch

Und wieder bestätigte sich der Eindruck einer allzu schwachen Führung beim Bundesliga-Schlusslicht, das Spieler und Trainer alleine lässt und keine Richtung vorgibt. Schon längst sollte ein Sportdirektor präsentiert werden. Nico-Jan Hoogma sagte entnervt ab, nachdem er hingehalten wurde. Auch Horst Heldt hat wohl keine Lust. Nun gilt Karlsruhes Jens Todt als Favorit. In der Länderspielpause soll der neue Mann präsentiert werden.

Und der wird dringend gebraucht - allein, um für den Winter mindestens einen Klasse-Innenverteidiger zu holen. Auf Kapitän Johan Djourou kann sich die verunsicherte Mannschaft nicht verlassen. Dem Schweizer passieren krasse Fehler wie der misslungene Rückpass beim zweiten der vier Treffer von Pierre-Emerick Aubameyang (3./23./27./48. Minute) in schöner Regelmäßigkeit. Ebenso wie Cléber, den Gisdol unter Pfiffen nach einer halben Stunde vom Feld holte.

Die neue Dreier-Kette mit drei Innenverteidigern schien die Spieler zu überfordern. "Der Trainer hat entschieden, für viele war es neu, es fehlen Automatismen", sagte Djourou. Gisdol verteidigte seine Entscheidung: "Ich glaube, jeder Profisportler sollte in der Lage sein, Vierer- oder Dreierkette zu spielen, das wird in jedem Nachwuchsleistungszentrum gelehrt. Wir hätten bei diesen individuellen Fehlern auch mit Viererkette Probleme gehabt."

Zumindest die Torflaute ist beendet

Nach haarsträubenden Fehlern in der ersten Halbzeit bäumte sich der HSV in den zweiten 45 Minuten zumindest etwas auf, Nicolai Müller (55./81.) beendete die seit fast zwölf Stunden andauernde Torflaute. Das letzte Gegentor von Ousmane Dembelé (77.) beendete allerdings die zarten Hamburger Hoffnungen auf eine Aufholjagd.

Der bisher glücklose Gisdol hat in den zwei Wochen bis zum Auswärtsspiel in Hoffenheim viel Arbeit vor sich. Dennis Diekmeier könnte ausfallen, nachdem er sich bei einem Sprint verletzte: "Ich habe Schmerzen. Hoffentlich ist nichts gerissen", meinte er. Die schlechten Nachrichten reißen derzeit beim HSV nicht ab.

(dpa)
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