MSV Duisburg Bollmann soll die Abwehr dicht halten

Duisburg · MSV-Trainer Karsten Baumann setzt zum Ligastart auf erfahrenes Personal. Gegen Homberg steigt heute die Generalprobe.

Als MSV-Trainer Karsten Baumann am Mittag auf der Terrasse des Trainingszentrums in Meiderich Platz nimmt, sitzen nur wenige Meter weiter Sportdirektor Ivo Grlic und Teammanager Michael Meier zusammen. Vor sich eine Vielzahl von Papieren — Verträge womöglich —, die bis zum Saisonstart gegen den 1. FC Heidenheim am Samstag (14 Uhr) noch mit weiteren Spielern abgeschlossen werden sollen.

Die Zusammenstellung eines schlagkräftigen Kaders ist nur eine von vielen Baustellen beim MSV Duisburg. Noch steht mit Blick auf den Ligaauftakt bei den Meiderichern nur ein grobes taktisches Gerüst. Die Mannschaft startet aufgrund der kurzen Vorbereitungszeit mit Defiziten in die Spielzeit — vor allem im konditionellen Bereich.

Umso bemerkenswerter ist die positive Ausstrahlung von Trainer Karsten Baumann, der trotz vieler Hindernisse im Weg des MSV bester Dinge ist, zum Start etwas erreichen zu können. Zuvor müssen Trainer und Verantwortliche aber eilig ihre Hausaufgaben erledigen.

Baustelle Nummer eins ist die Abwehr, der Kapitän Branimir Bajic aufgrund einer Sperre aus der Vorsaison in den ersten drei Spielen nicht helfen kann. "Dass Brani uns ausgerechnet jetzt fehlt, tut natürlich weh", kommentiert Baumann. Voraussichtlich wird der Routinier zum Auftakt durch den erfahrenen Markus Bollmann ersetzt. Der 32-jährige Innenverteidiger, der in den vergangenen zwei Jahren aufgrund diverser Verletzungen nur 16 Profispiele absolviert hat und dabei meist nur zu Kurzeinsätzen kam, soll gegen den Aufstiegsaspiranten Heidenheim die Abwehr zusammenhalten. "Bolle ist ein guter Typ, der immer positiv denkt. Natürlich hat er noch Fitnessrückstand, aber er hat auch viel Erfahrung, die er jetzt in die Waagschale werfen muss", erklärt Baumann.

Überhaupt ist die Erfahrung beim MSV dieser Tage ein wichtiges Element, auf das der Trainer setzt. "Gerade die Spieler, die in Duisburg geblieben sind, sollten sich kennen. Von ihnen erwarte ich auch, dass sie vorangehen und die anderen mitreißen", so der 43-Jährige. Für die Aufstellung am Samstag wohl ein Wink mit dem Zaunpfahl.

Der Trainer setzt auf Spieler, die keine große Eingewöhnungszeit benötigen. Dazu gehören auch Tanju Öztürk und Sascha Dum. "Tanju ist ein feiner Spieler, der aber noch mehr Präsenz zeigen muss. Wenn er das schafft, hat er gute Möglichkeiten, künftig ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft zu sein."

Dum kennt Baumann noch aus seiner Zeit in Leverkusen, als er Hospitant unter Michael Skibbe war und hält große Stücke auf ihn. "Er ist ein überragender Fußballer, der sicherlich mehr hätte erreichen können. Jetzt soll er sich bei uns einbringen und Leute führen", sagt Baumann, der Dum entweder vorne oder im linken Mittelfeld sieht. "Wir wollen die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilen."

Für die Gegner ist der MSV zurzeit eine Wundertüte, vielleicht könnte das von Vorteil sein. Allerdings blieb das Training der Meidericher im Westerwald nicht im Verborgenen. "Es stand jemand mit Block und Zettel im Wald und hat uns beobachtet", schmunzelt Baumann. Auch im Testspiel gegen den Oberligisten VfB Homberg heute Abend (19 Uhr, PCC-Stadion) wird mit intensivem Scouting zu rechnen sein.

Bei der Generalprobe sollen diejenigen eine Halbzeit lang spielen, die den Stamm gegen Heidenheim bilden. Danach kommen Spieler aus der zweiten Mannschaft zum Zuge, die den Kader aufstocken sollen. Fest eingeplant ist dann auch Innenverteidiger Babacar M'Bengue.

Weitere Verpflichtungen sind geplant. "Wir werden genau hinschauen, wer uns auch wirklich weiterhelfen kann und mit wem wir langfristig arbeiten können", bemerkt Baumann. "Die Suche wird alle Mannschaftsteile betreffen, wir werden ganz sicher die Vorrunde zum Scouten nutzen."

Verstärkung wünscht sich der Trainer vor allem in der Offensive. Aber auch hier zeigt sich Baumann optimistisch: "Vieles ergibt sich nach den ersten Saisonspielen — auch bei den Bundesligisten, bei denen der eine oder andere Spieler mit seiner Rolle womöglich unzufrieden ist und ausgeliehen wird. Darauf hoffen wir natürlich."

In Homberg wird auch Testspieler Stefano Cincotta (22) auflaufen. Stürmer Juho Mäkelä und Verteidiger Jannik Stevens hingegen hat der MSV bereits eine Absage erteilt.

Ein erstes Indiz, wie der künftige Kader aussehen wird, gibt es heute beim offiziellen Termin für das Mannschaftsfoto. Ganz altmodisch posiert der MSV ab 10 Uhr an der Westender Straße auf dem Ascheplatz vor dem Trainingsgelände. Karsten Baumann gefiel der Gedanke: "Wenn wir mehr Zeit hätten, könnten wir ein zweites Bild schießen lassen, in dem wir mit Pflastern und Verbänden abgelichtet werden. Das verschieben wir dann auf nächste Saison."

(RP)
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