Flüchtling aus Gambia Werder-Tordebüt rührt Manneh zu Tränen

Bremen · Das erste Bundesligator des aus Gambia geflüchteten Ousman Manneh hat Werder Bremen den 750. Bundesligasieg und dem neuen Cheftrainer Alexander Nouri einen erfolgreichen Einstand beschert.

SV Werdern Bremen: Ousman Manneh erzielt den Siegtreffer
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Manneh erzielt den Siegtreffer für Bremen

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Als das Fußballmärchen des Ousman Manneh wahr geworden war, küsste der aus Gambia geflüchtete Stürmer voller Inbrunst den Rasen des Weserstadions und rang mit den Freudentränen. "Das ist der größte Moment meines Lebens", sagte der 19-Jährige euphorisch nach seinem ersten Bundesligator, das den 2:1 (1:1)-Sieg von Werder Bremen gegen Bayer Leverkusen besiegelt hatte.

Über seine abenteuerliche Flucht aus der Heimat in die Hansestadt mag Manneh nach wie vor nicht detailliert berichten, darüber, auf welch verschlungenen Wegen er im Frühjahr 2014 nach Bremen gekommen ist. Auch der neue Chefcoach Alexander Nouri, der Manneh schon aus seiner Trainerzeit bei Werder II in der 3. Liga kennt, will keine Einzelheiten preisgeben, nur so viel: "Es ist eine tiefgreifende, berührende Geschichte."

Geflohen vor Gewalt, Terror und Korruption, fühlte sich Manneh schon vor seine Erstliga-Debüt wie im Paradies: "Ich wollte immer nur Fußball spielen und am liebsten natürlich vor 40.000 Fans im Weserstadion."

Nach 15 Treffern in einer Halbserie beim Bremer Oberligisten Blumenthaler SV hatten 2015 auch Schalke 04, der VfL Wolfsburg und der Hamburger SV die Fühler nach ihm ausgestreckt. Doch Manneh entschied sich dafür, im kleinsten deutschen Bundesland zu bleiben, denn: "Ich mag die Stadt und habe hier Freunde gefunden, die mir helfen können. Warum soll ich weggehen?" Ja, warum eigentlich.

Warum es Champions-League-Teilnehmer Bayer Leverkusen nicht gelang, bei den abstiegsbedrohten Gastgebern nicht wenigstens einen Punkt einzufahren, darüber rätselte nicht nur Roger Schmidt. "Wir sind immer nur phasenweise gut, uns fehlt die Konstanz", haderte der genervte Fußball-Lehrer mit seinen launischen Schützlingen.

Aber die Kritik am Werksteam kam auch aus der Mannschaft selbst. "Wir haben einfach trostlos nach vorne gespielt", merkte Julian Brandt an. Hakan Calhanoglu, der in der 27. Minute per Kopfball die Bremer Führung durch Zlatko Junuzovic (13.) ausgeglichen hatte, haute in die gleiche Kerbe: "Uns ist einfach nichts Besonderes eingefallen."

Was sich schnell ändern muss, denn schon am Dienstag (20.45 Uhr/Sky) geht es für Leverkusen in der Königsklasse gegen Tottenham Hotspur weiter. Dessen ist sich Bayer-Kapitän Ömer Toprak auch bewusst: "Nur eine ordentliche Halbzeit, das reicht gegen die Engländer nicht. Wir müssen auftreten wie zuletzt beim Sieg gegen Dortmund."

Vom internationalen Fußballgeschäft ist man beim SV Werder indes noch meilenweit entfernt. Die Fans feierten pünktlich zur Freimarkt-Eröffnung schon das Verlassen von Relegationsplatz 16 als kleinen Schritt in die richtige Richtung. Und zumindest gefühlt, so tickt derzeit der grün-weiße Anhang, sollte die ganz große Fußball-Tristesse an der Weser erst einmal der Vergangenheit angehören.

Damit das so bleibt, holt Nouri mit unmissverständlicher Eloquenz seine Profis mit ins Boot und fordert die Übernahme von Verantwortung ein. "Man muss viel miteinander reden, alles geht nur über den Teamgeist", erklärte der 37-Jährige.

Mit diesen Vorgaben haben Nouri und seine Spieler sieben Punkte aus den ersten vier gemeinsamen Bundesligaspielen geholt. Wie vor 35 Jahren der mittlerweile 78 Jahre alte grün-weiße Übervater Otto Rehhagel. Nicht das schlechteste Omen...

(sid)
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