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Affäre um WM 2006 Zwanziger fordert Schmerzensgeld

Düsseldorf · Die Affäre um die WM-Endrunde 2006 könnte den Deutschen Fußball-Bund womöglich noch teuer zu stehen kommen. Nachforderungen von bis zu 25 Millionen Euro werden kolportiert – der DFB wirkt allerdings ziemlich gelassen. Theo Zwanziger fordert derweil Schmerzensgeld.

Theo Zwanziger – DFB-Präsident, Gladbach-Sympathisant, Sportfunktionär
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Das ist Theo Zwanziger

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Foto: AFP

Die Affäre um die WM-Endrunde 2006 könnte den Deutschen Fußball-Bund womöglich noch teuer zu stehen kommen. Nachforderungen von bis zu 25 Millionen Euro werden kolportiert — der DFB wirkt allerdings ziemlich gelassen. Theo Zwanziger fordert derweil Schmerzensgeld.

Als DFB-Boss Reinhard Grindel am Freitagvormittag mit seinen Präsidiumskollegen die Zukunft plante, war das dunkelste Kapitel der jüngeren Verbandsvergangenheit mal wieder allgegenwärtig. In einem "besonders schweren Fall" sollen im Rahmen der Sommermärchen-Affäre Steuern hinterzogen worden sein, bis zu 25 Millionen Euro könnte das den Deutschen Fußball-Bund (DFB) nachträglich kosten. Ein harter Schlag - mit dem sich der Verband nicht abfinden will.

"Die vorläufige Bewertung der Finanzverwaltung wird von den Fachanwälten des DFB nicht geteilt", lautete die Reaktion des weltgrößten Sportfachverbandes. Man werde daher "fristgerecht eine Stellungnahme abgeben" und die eigene Sicht der Dinge darlegen, die den Einschätzungen der Frankfurter Steuerfahnder entschieden widersprechen dürfte.

Die werfen dem DFB vor, den Fiskus bei der Rückzahlung des ominösen Darlehens von 6,7 Millionen Euro an den früheren adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus bewusst getäuscht zu haben. Die Summe, deren tatsächliche Verwendung noch immer nicht vollständig aufgedeckt ist, hatte der DFB in seiner Steuererklärung als Kostenbeitrag, also als "Betriebsausgabe", zu einer WM-Gala verbucht. Die Gala fand allerdings nie statt.

Laut Süddeutscher Zeitung, WDR, NDR und Bild-Zeitung gehen die Fahnder einem neunseitigen Vermerk vom 24. Januar dieses Jahres zufolge deshalb von schwerer Steuerhinterziehung aus. Die SZ zitiert in diesem Zusammenhang die Begriffe "Luftbuchungen" und "Scheingeschäfte". Vorwürfe, denen der DFB entschieden entgegentritt.

"Die Zahlung ist zwar wahrscheinlich unter einer falschen Bezeichnung angewiesen worden, aber das steht nach geltendem Steuerrecht dem Betriebsausgabenabzug nicht entgegen", hieß es in der DFB-Mitteilung. Laut DFB-Steueranwalt Jan Olaf Leisner seien die Nachforderungen daher "ungerechtfertigt", die getätigte Zahlung war demnach sehr wohl "betrieblich veranlasst".

Ähnlich sieht es der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger, der in den Steuerermittlungen der Frankfurter Staatswanwaltschaft ebenso wie sein längst zurückgetretener Nachfolger Wolfgang Niersbach und der ehemalige DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt als Beschuldigter gilt. "Es gibt keinen einzigen Anhaltspunkt dafür", sagte Zwanziger am Freitag dem SID, dass die Millionenzahlung an die FIFA aus dem Jahr 2005 "keine betriebliche Ausgabe gewesen ist".

Zwanziger habe sich "nichts vorzuwerfen", sagte er dem SID. Wegen "Persönlichkeitsverletzung" durch das vermeintlich ungerechtfertigte Vorgehen gegen ihn fordert der Jurist aus Altendiez 25.000 Euro Schmerzensgeld vom Land Hessen. Für Ende März ist eine Gerichtsverhandlung angesetzt, wie Zwanziger bestätigte.

Sollten die Steuerfahnder auf ihrer Forderung beharren, dürfte das selbst einen wohlhabenden Verband wie den DFB empfindlich treffen. Laut Bild betrüge die Steuernachzahlung zwar nur 2,72 Millionen Euro, durch Zinszahlungen sowie einer nachträglich für 2006 aberkannten Gemeinnützigkeit könnte die Summe aber auf 20 bis 25 Millionen Euro ansteigen.

Im Frankfurter Stadtwald, dort, wo Grindel und Co. am Freitag diskutierten, waren die jüngsten Entwicklungen offiziell zwar nicht Teil der Tagesordnung. Nach SID-Informationen wurde das Thema jedoch sehr wohl (zumindest ansatzweise) angesprochen. Weil es noch lange nicht zu Ende ist - und die Vergangenheit damit auch weiter die Zukunft beeinflusst.

(sid)
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