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"Wir tun unser Bestes" Bach weist Mitschuld am Nominierungs-Chaos von sich

Rio de Janeiro · Der Schwarze Peter für die WADA, Werben um Verständnis in einer "schwierigen Situation" - und schon wieder kein böses Wort gegen Russland: IOC-Präsident Thomas Bach hat in seiner ersten großen Pressekonferenz vor der Eröffnung der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro am kommenden Freitag erneut Selbstkritik und klare Kante vermissen lassen.

Das ist Thomas Bach
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Foto: dpa, pse jhe puk lof

Eine Mitschuld an der chaotischen Situation um die immer noch nicht erfolgte Nominierung der russischen Athleten wies er weit von sich. "Ich glaube nicht, dass diese Situation die Spiele beschädigt. Die Leute haben gesehen, dass wir diese Entscheidungen treffen mussten", sagte Bach mit Blick auf die nachsichtigen Konsequenzen gegen Russland. Mit Blick auf das Nominierungs-Wirrwarr bat er um Verständnis: "Ich vertraue den Menschen, dass sie die Probleme erkennen, vor denen wir gerade stehen. Wir tun unser Bestes, die Situation so zu lösen, dass wir saubere Athleten auf der ganzen Welt schützen."

Indirekt gab Bach zu, dass der Zeitfaktor ein großes Problem darstellt. Die bis zu den Spielen getroffene Lösung bezüglich der Nominierung der russischen Athleten ist womöglich nur hastig zusammengeklöppeltes Stückwerk. "Wir müssen die Situation lösen, bevor die Spiele starten. Nach den Spielen wird Zeit sein, alles sorgfältig zu analysieren", sagte Bach und ergänzte, dass dies in "dieser emotional aufgeheizten Atmosphäre" nicht sinnvoll sei.

Entscheidung bis Freitag?

Ein dreiköpfiges Gremium des IOC, dem auch das deutsche Exekutivmitglied Claudia Bokel angehört, beaufsichtigt den Nominierungsprozess, den das IOC den internationalen Fachverbänden aufgebürdet hat. Auch der Internationale Sportgerichtshof CAS hat noch die Finger im Spiel. IOC-Sprecher Mark Adams sagte, dass man versuche, bis Freitag, also dem Tag der Eröffnungsfeier, eine Entscheidung herbeizuführen.

Eine Mitschuld an der verworrenen Lage wies Bach weit von sich, stattdessen griff er erneut die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) an, ohne ihren Namen zu nennen. Das IOC, sagte Bach, sei nicht verantwortlich für "das Timing des McLaren-Reports", nicht für den zögerlichen Umgang mit belastenden Hinweisen gegen Russland und auch "nicht für die Beaufsichtigung der Anti-Doping-Labore".

Dass die russische Regierung bis hin zu Präsident Wladimir Putin im Verlauf der Woche heftig gegen den McLaren-Report wetterte und Sportminister Witali Mutko eine Klageflut ankündigte, nahm Bach mit einem Schulterzucken hin. Den Vorwurf, er habe sich um das fällige Machtwort gedrückt, blockte er ab.

Bach verweist auf verhängte Konsequenzen

"Ich kann nicht alles kommentieren. Es ist jedermanns Recht, seine Meinung zu äußern", sagte der oberste Olympier. Wichtig für das IOC sei, dass man "Licht ins Dunkel des Systems" bringe. "Die Maßnahmen dafür treffen wir, aber wir sind nicht in der Lage, Präsidenten oder Minister zu sanktionieren", sagte Bach.

Er verwies auf die bereits verhängten Konsequenzen für die russischen Athleten und den Ausschluss aller Mitglieder des Sportministeriums von den Spielen in Rio. "Der Rest muss folgen. Wir erwarten die Beendigung des McLaren-Reports, dann werden wir die weiteren Maßnahmen und Sanktionen vornehmen."

Chefermittler Richard McLaren hatte nur 57 Tage Zeit gehabt für die Erstellung seines Reports, er trug dennoch erdrückende Indizien für ein perfides Betrugssystem zusammen, das die Russen jahrelang unter staatlicher Aufsicht betrieben. Die Forderung der WADA und zahlreicher anderer Organisationen, alle Russen für Rio zu sperren oder zumindest nur Ausnahmefälle für einen Start unter neutraler Flagge zuzulassen, ignorierte die 15-köpfige IOC-Exekutive unter Bachs Führung.

"Komplizierte Sachlage"

Am Sonntag verteidigte Bach diese Maßnahme erneut. "Bei so wichtigen Entscheidungen wird es nie eine hundertprozentige Zustimmung geben." Er verwies auf die "auch rechtlich sehr komplizierte Sachlage", stellte aber auch die These einer einseitigen Berichterstattung auf. Es seien ja meist die negativen Meinungen, die veröffentlicht würden, "es gibt aber auch breite Unterstützung und Zustimmung für die Entscheidung der Exekutive."

Viel lieber sprach Bach vor weit mehr als 100 Journalisten aus aller Welt vom vorolympischen Endspurt Rios. "Wir sind zuversichtlicher denn je, dass wir großartige Spiele erleben werden", sagte er. Er verwies darauf, dass sich in Rio gerade "alle zusammenfügt": Die Probleme im Olympischen Dorf seien beseitigt, es sei mittlerweile "fantastisch". Aus der völlig verdreckten Guanabara-Bucht, in der die Segelwettbewerbe stattfinden, würden täglich vier Wasserproben entnommen: Sie erfüllen laut Bach die Standards der Weltgesundheitsorganisation WHO.

(sid)
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