Botschafter für Hamburg Klitschko, Nowitzki oder Stich — wer wird das Olympia-Gesicht?

Hamburg · Michael Stich hat nach dem Sieg im nationalen Wettstreit gegen Berlin beste Aussichten, das deutsche Gesicht der Olympia-Bewerbung Hamburgs zu werden. Im großen Kandidaten-Casting gibt es aber auch andere prominente Namen.

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Foto: dpa, ahe fdt

Wladimir Klitschko, Dirk Nowitzki, Michael Stich: Nach dem Sieg im nationalen Wettstreit mit Berlin hat in der Hansestadt das Casting für das deutsche Olympia-Gesicht begonnen. Die Kandidatenliste ist lang. Die besten Aussichten auf den prestigeträchtigen Posten des Chef-Botschafters hat zurzeit wohl der Hamburger Stich.

"Ich verspüre eine große Lust auf diese Aufgabe und würde super gerne mitarbeiten", sagte der Doppel-Olympiasieger von 1992 am Mittwoch: "Es wäre eine große Ehre für mich, dazu beizutragen, die Olympischen Spiele nach Hamburg zu holen."

Stich, der auch von Hamburgs Ehrenbürger und Fußball-Idol Uwe Seeler favorisiert wird, hat bereits erste Gespräche mit den Bossen des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) geführt. Gespräche, die schon am Wochenende intensiviert werden könnten.

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Denn Stich gehört zur Hamburger Delegation um Bürgermeister Olaf Scholz, die am Samstag in der Frankfurter Paulskirche der "Krönungsmesse" der deutschen Bewerberstadt beiwohnen wird. Am Dienstag trifft sich dann die DOSB-Führungsriege mit Hamburger Stadtvertretern, um wichtige Personalfragen zu klären und die Weichen für die zu gründende Olympia-Bewerbungsgesellschaft zu stellen.

"Michael Stich versprüht zwar nicht den ganz großen Glamour wie ein Wladimir Klitschko oder ein Dirk Nowitzki, aber mit seiner hanseatisch bodenständigen Art passt er perfekt zum Hamburger Konzept", sagte Stefan Mellin von der Hamburger Kommunikationsagentur kaliber5.

Der PR- und Marketingexperte hält aber auch eine Teamlösung für eine sinnvolle Variante. "Es muss nicht zwangsläufig nur ein Gesicht sein. Es kann ein Team sein, das nicht nur regionale sondern auch nationale und erst recht internationale Strahlkraft besitzt", sagte Mellin.

Auch Professor Andre Bühler, Direktor des Deutschen Instituts für Sportmarketing in Reutlingen, hält für den Posten einen Hamburg-Bezug zwar für "authentisch". Wichtig sei aber vor allem "die innere Überzeugung der Botschafter und damit die Glaubwürdigkeit der Kampagne". Nicht geeignet seien "Testimonials, die man sowieso schon aus der Werbung kennt wie zum Beispiel Dieter Bohlen oder Franz Beckenbauer, da hierbei der Eindruck entstehen könnte, dass diese Testimonials für alles Werbung machen", sagte Bühler.

Und so werden an der Elbe neben Stich auch die Superstars Klitschko (Boxen) und Nowitzki (Basketball) gehandelt. Zudem gelten die Olympiasieger Moritz Fürste (Hockey) und Eric Johannesen (Rudern) als geeignete Kandidaten für den in erster Linie repräsentativen Posten. "Ein starkes Team ist notwendig, um die Spiele zu uns zu holen", sagt auch Stich, "man darf sich aber auch nicht verzetteln."

Eine Entscheidung fällt wohl im Laufe der kommenden Woche, genau wie in einer weiteren wichtigen Personalfrage: Wer wird Chef der Bewerbungsgesellschaft? Als aussichtsreicher Kandidat gilt derzeit Michael Neumann, der als Innen- und Sportsenator entscheidenden Anteil am Erfolg im Rennen mit Berlin hatte. Der 45-Jährige müsste dann jedoch seinen Posten in der Hamburger Bürgerschaft aufgeben.

"Politik hat ganz viel mit Lust, aber auch mit Pflicht zu tun", sagte Neumann und wich Nachfragen in der Landespressekonferenz am Dienstag geschickt aus: "Nur Idioten philosophieren über ihre politische Zukunft."

Beschlossen scheint die Inthronisierung des umtriebigen Politikers allerdings noch nicht. Auch DOSB-Vize Bernhard Schwank, der schon bei den gescheiterten Münchner Bewerbungen für die Winterspiele 2018 und 2022 die Führungsrolle inne hatte, darf sich Hoffnungen machen. "Als zuständiger Vorstand im DOSB werde ich mich in den nächsten zwei Jahren intensiv mit der Bewerbung beschäftigen, aber wie wir uns aufstellen, müssen wir noch überlegen", sagte Schwank der Bild-Zeitung am Mittwoch: "Niemand weiß, was wir mit den Stadtvertretern in der kommenden Woche vereinbaren."

(sid)
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