Medaille im Skeleton Lölling rast im Eiskanal kopfüber zu Silber

Pyeongchang · Skeleton-Fahrerin Jacqueline Lölling hat Deutschland bei den Olympischen Spielen nach kurzer Flaute wieder Edelmetall beschert. Die 23-Jährige holte im Eiskanal von Pyeongchang Silber.

Olympia 2018: Jacqueline Lölling jubelt über Silber
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Lölling jubelt über Silber

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Foto: afp

Kopfüber ins Glück: Skeleton-Weltmeisterin Jacqueline Lölling ist bei ihrer ersten Olympia-Teilnahme zu Silber gerast. Die 23-Jährige aus Winterberg musste sich bei den Winterspielen in Pyeongchang nur der britischen Sotschi-Olympiasiegerin Lizzy Yarnold geschlagen geben. Lölling (+0,45 Sekunden) stieß im Ziel einen Freudenschrei aus und reckte die Arme in die Höhe.

Für die deutschen Skeletonis war es die dritte olympische Medaille der Geschichte. 2010 in Vancouver holten Kerstin Szymkowiak und Anja Huber Silber und Bronze. Rang drei in Südkorea ging an die Britin Laura Deas (+0,62 Sekunden). Vizeweltmeisterin Tina Hermann (Königssee/+0.70) und Anna Fernstädt (Berchtesgaden/+0,76) belegten unter den Augen von IOC-Präsident Thomas Bach die Ränge fünf und sechs. Die nach drei Läufen noch in Führung liegende Österreicherin Janine Flock (+0,64) rutschte auf Platz vier ab und hatte Tränen in den Augen.

Nach ihrer knappen Halbzeitführung erlaubte sich Lölling im dritten Lauf zwei Bandenberührungen und ging als Dritte mit einer Zehntelsekunde Rückstand auf Flock ins Finale. Fernstädt und Hermann lagen auf den Rängen fünf und sechs für eine Medaille in Lauerstellung. Trotz eines starken zweiten Tages reichte es für Hermann am Ende aber nicht zu Edelmetall, sie überflügelte nur noch ihre Teamkollegin.

Lölling zeigte eine solide Fahrt, doch gegen Yarnold reichte es nicht mehr. Die Britin behielt im entscheidenden Lauf im Alpensia Sliding Centre die Nerven und holte mit Bahnrekord zum Abschluss wie schon vor vier Jahren Gold. Ihr traditioneller Rückstand am Start erwies sich für Lölling gegenüber Yarnold als zu große Hypothek.

Deutschland hatte immer wieder starke Skeletonis, doch es reichte meist "nur" zu Erfolgen auf WM- und Weltcup-Ebene. Dann betrat Lölling vor rund drei Jahren die internationale Bühne und stieg gemeinsam mit Hermann gleich in die Weltspitze auf. Hermann wurde 2016 Weltmeisterin, Lölling holte 2017 den Titel und ist zudem schon zweimal Siegerin im Gesamt-Weltcup.

In den vergangenen beiden Jahren gewann sie fast jedes wichtige Rennen - sofern eine Voraussetzung erfüllt war: Lölling ist vor allem auf den langen Eisbahnen weltklasse, weil sie erst spät auf Geschwindigkeit kommt. "Sie hat ein einmaliges Fahrgefühl und weiß genau, wie man die Geschwindigkeit in den Kurven mitnimmt, das kann man nicht lernen", sagt Thomas Schwab, Vorstand des deutschen Verbandes BSD.

Ihre große Schwäche wird Lölling allerdings auch mit viel Training nie besiegen können: Am Start gehört sie zu den langsamsten Pilotinnen, obwohl sie sich hier seit ihrem Sprung in den Weltcup durch hartes Athletiktraining schon stark verbessert hat. Am Ende wurde sie auch dafür mit olympischem Silber belohnt.

(areh/sid)
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