Tennis Lisicki schlägt zurück und fühlt sich falsch behandelt

Indian Wells/Frankfurt · Sabine Lisicki hat erstmals seit Oktober 2014 zwei Matches in Folge bei einem Turnier gewonnen und steht im Achtelfinale von Indian Wells. Die Fed-Cup-Spielerin verspürt nach dem monatelangen Krisengerede Genugtuung.

Sabine Lisicki hat in Indian Wells das Achtelfinale erreicht.

Sabine Lisicki hat in Indian Wells das Achtelfinale erreicht.

Foto: dpa, mn ks

Sabine Lisicki saß strahlend im Tennis Garden von Indian Wells und verspürte spät am Abend vor allen Dingen eines: Tiefe Genugtuung. Vorwürfe und bissige Kommentare über ihre Dauerkrise hatten der Fed-Cup-Spielerin in den vergangenen Monaten mächtig zugesetzt. Erst recht, weil sich Lisicki einfach ungerecht behandelt fühlte.

Ihr Achtelfinaleinzug bei dem hochkarätig besetzten WTA-Turnier in der kalifornischen Wüste wirkte da wie eine Ansage an die Schar ihrer Kritiker. Nach dem Motto: "Was wollt ihr denn, ich kann es doch."

Lisicki wählte bei ihrer kleinen Abrechnung nach dem 6:4, 6:2 gegen die an Position elf gesetzte Sara Errani (Italien) andere, aber gleichwohl deutliche Worte. "Man fühlt sich schon zu Unrecht so behandelt", klagte die Nummer 30 im WTA-Ranking über das vielfach entstandene Bild in der Öffentlichkeit: "Niemand sieht, was man im Hintergrund macht, wie man arbeitet. Es wird nur das bewertet, was auf dem Platz passiert."

Und weil das zweifelsohne so ist, war die Wimbledon-Finalistin von 2013 zuletzt in den Medien nicht gerade gut weggekommen. Vor dem Start des mit 5,38 Millionen Dollar dotierten Hartplatzturniers von Indian Wells hatte Lisicki nur eines ihrer sechs Matches 2015 gewonnen.

Zweifel an ihrer Fitness kamen auf. Wie so oft. Nicht zuletzt, weil die 25-Jährige sämtliche Dreisatzmatches verlor. Zwei Siege nacheinander wie jetzt im malerischen Coachella Valley hatte Lisicki zuletzt Anfang Oktober 2014 beim Turnier in Peking verbuchen können. Es war auch ihr bis dato letzter Achtelfinaleinzug gewesen.

Der Spaß am Tennis sei nach den Enttäuschungen der vergangenen Zeit "zwischendurch" weg gewesen. "Vielleicht auch durch ein bisschen Verzweiflung", meinte Lisicki, die in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch (MEZ) auf die Französin Caroline Garcia (Nr. 25) trifft. Schon die bisherigen Siege in Indian Wells seien "ganz wichtig" für die weiteren Turniere gewesen, "die Saison ist noch lang".

Lisicki hatte bereits seit Monaten ein "gutes Gefühl" bei der Arbeit mit Trainer Christopher Kas. "Ich habe immer daran geglaubt, dass es funktioniert, auch wenn man es auf dem Platz noch nicht gesehen hat", sagte sie und betrachtete das Errani-Match als Bestätigung: "Das Wichtigste ist, dass sich die harte Arbeit jetzt auszahlt. Es läuft immer besser und besser."

Mit dem ehemaligen Davis-Cup-Spieler Kas hatte Lisicki bei den Olympischen Spielen 2012 in London die Bronzemedalle im Mixed nur knapp verpasst. Die Harmonie scheint zu stimmen zwischen der Bollettieri-Schülerin und Kas, der sich auch bestens mit Lisickis Lebenspartner, dem TV-Comedian Oliver Pocher, versteht.

Und die Ansagen von Kas scheinen zu fruchten. Als Lisicki im ersten Satz gegen die frühere French-Open-Finalistin Errani mit 3:4 zurücklag, rief sie ihren Coach - und holte sich wenig später den Durchgang.

Weniger Grund zur Freude hatte indes Philipp Kohlschreiber. Der Augsburger unterlag in der dritten Runde Olympiasieger Andy Murray (Großbritannien/Nr. 4) mit 1:6, 6:3, 1:6. Qualifikant Michael Berrer (Stuttgart), der im Kampf um den Achtelfinaleinzug auf Gilles Simon (Frankreich/Nr. 13) trifft, ist damit letzter verbliebener deutscher Spieler im Feld.

(sid)
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