Razzia in kasachischem Teamhotel Biathlon droht nächstes Dopingbeben

Hochfilzen · Pünktlich zum WM-Auftakt droht dem Biathlonsport das nächste Dopingbeben. Am Mittwoch, einen Tag vor dem ersten Rennen, wurden im kasachischen Teamhotel zahlreiche Medikamente und medizinische Produkte sichergestellt.

 Nicole Resch, Generalsekretärin der Internationalen Biathlon-Union (IBU), spricht auf einer Pressekonferenz über die Razzia im kasachischen Teamhotel.

Nicole Resch, Generalsekretärin der Internationalen Biathlon-Union (IBU), spricht auf einer Pressekonferenz über die Razzia im kasachischen Teamhotel.

Foto: ap, KJ

Ampullen, Spritzen, Infusionen und ein mysteriöser Karton — dem Biathlonsport droht pünktlich zum Saisonhöhepunkt das nächste Dopingbeben. Einen Tag vor dem WM-Auftakt haben Beamte des österreichischen Bundeskriminalamtes (BK) am Mittwoch bei einer Razzia im kasachischen Teamhotel "zahlreiche medizinische Produkte und Medikamente" sichergestellt. Namen wurden noch keine genannt, die Kasachen durften am Donnerstag in der Mixedstaffel starten. Einiges aber deutet auf ein Vergehen inmitten der tiefsten Doping-Krise hin.

"Wir haben noch keinerlei Ergebnisse und müssen deshalb mit unseren Maßnahmen noch warten", sagte Generalsekretärin Nicole Resch vom Weltverband IBU dem SID: "Fakt ist, dass die Proben, die nach der Razzia entnommen worden waren, von der Nationalen Anti-Doping Agentur in Österreich bevorzugt untersucht werden."

Resch gab sich zurückhaltend - wohlwissend, dass der nächste Skandal dem Image der beliebten Wintersportart nur noch mehr schaden würde. Der russische Skandal ist schließlich noch lange nicht aufgearbeitet, gegen sieben Russen wird noch immer ermittelt. Vieles deutet aber darauf hin, dass der IBU künftig noch mehr Arbeit bevorsteht.

"Zahlreiche medizinische Produkte und Medikamente", so die Mitteilung des BK, seien am Mittwochabend bei der von 30 Beamten vollzogenen Hausdurchsuchung sichergestellt worden. Erste Erkenntnisse hatten die Ermittler bereits Mitte Januar gehabt, dass die Razzia nun erfolgte, hatte laut BK-Pressesprecher Vinzenz Kriegs-Au "kriminaltechnische Gründe. Wir wollten das gesamte Team beisammen haben", sagte er.

Im Januar, erklärte Kriegs-Au, sei von einer Privatperson beobachtet worden, wie Insassen mehrerer Kleinbusse an einer Tankstelle in Osttirol einen großen Karton entsorgt hätten. Im Karton befand sich demnach "eine beträchtliche Menge an gebrauchtem medizinischen Einwegmaterial wie Einwegspritzen, Infusionen und Ampullen sowie handschriftliche Aufzeichnungen, die auf einen Dopingvorgang schließen ließen." Zudem wurden diverse Akkreditierungen für IBU-Veranstaltungen gefunden.

Die medizinischen Produkte und Medikamente wurden einem Kontrollorgan der Nationalen Anti-Doping Agentur in Österreich übergeben. Nach Auswertung der Dokumente wurde der Karton samt Inhalt dem kasachischen Biathlon-Team zugeordnet. "Wir bedanken uns für die Anstrengungen der Behörden und sind sehr froh, in einem Land zu sein, in der es eine professionell arbeitende NADA gibt", sagte Resch und ergänzte: "Wir werden alles tun, um die Ermittlungen voranzubringen."

Die Staatsanwaltschaft Innsbruck hatte dann den Auftrag zur Hausdurchsuchung erteilt. Nach der Sicherstellung von Medikamenten und Mobiltelefonen wurden in Abstimmung mit der IBU von der österreichischen NADA Urin- und Blutkontrollen durchgeführt. Die Ermittler prüfen nun, ob Verstöße gegen das österreichische Anti-Doping-Bundesgesetz vorliegen und der Tatbestand des Sportbetruges nach dem Strafgesetzbuch erfüllt ist. "Die Ermittlungen sind definitiv noch nicht abgeschlossen", sagte Kriegs-Au.

(seeg/sid)
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