Berlin Roaming-Gebühren in der EU fallen im Juni

Berlin · Mobilfunk-Nutzer können ab 15. Juni in allen EU-Ländern ohne Zusatzkosten telefonieren und surfen.

Gute Nachricht für alle Mobilfunk-Nutzer in Europa: Reisende können ab dem 15. Juni ohne Zusatzkosten im EU-Ausland mobil telefonieren und im Internet surfen. Vertreter des EU-Parlaments und der Mitgliedsstaaten räumten gestern die letzte wichtige Hürde dafür aus dem Weg: Sie verständigten sich auf die noch festzulegenden Roaming-Großhandelspreise. Beide Seiten müssen die Einigung jetzt nur noch offiziell billigen. "Das war das letzte Puzzleteil", erklärte der zuständige Vizepräsident der EU-Kommission, Andrus Ansip. Die neuen Regeln gelten für die 28 EU-Staaten sowie für Island, Norwegen und Liechtenstein.

Der Hintergrund: Telekom-Unternehmen können sich für die Auslandsnutzung ihrer Kunden gegenseitig Kosten in Rechnung stellen. Der heimische Anbieter zahlt dem Auslandsanbieter dafür, dass sein Kunde zeitweise dessen Netz nutzt. Dafür etabliert die EU nun Obergrenzen von 3,2 Cent pro Minute für Anrufe und einem Cent für SMS. Für Datenvolumen sinken die Preislimits von zunächst 7,70 Euro pro Gigabyte ab dem 15. Juni auf 2,50 Euro pro Gigabyte ab dem 1. Januar 2022. Diese Kostendeckel liegen nach EU-Angaben um etwa 90 Prozent unter den aktuellen Begrenzungen.

Die Großhandelspreise wirken sich auch auf Verbraucher aus. Monique Goyens vom EU-Verbraucherverband Beuc sagte: "Je niedriger die Großhandels-Preisdeckel, desto größer das Datenvolumen, das Verbrauchern beim Roaming zur Verfügung steht." Im Ausland geben Kunden ihre monatliche Grundgebühr nämlich für ein Datenvolumen aus, das nach Großhandelspreisen berechnet wird. Wenn der Preis für ein Gigabyte Daten im Ausland sich vom Preis daheim unterscheidet, weicht auch das Datenvolumen ab, das ohne Extra-Gebühren zur Verfügung steht. Da die Preislimits schrittweise sinken, wächst das verfügbare Datenvolumen. Für Prepaid-Kunden funktioniert das System ähnlich.

Es gibt aber Einschränkungen: Wer zu Hause einen extrem günstigen Datentarif hat oder keine Begrenzung beim Datenvolumen, dessen Anbieter kann das Surfen ohne Auslandsaufschlag begrenzen. Einzelheiten regelt eine EU-Formel. Alle diese Regelungen gelten künftig für den Standardtarif.

Anbieter sollen nach den EU-Regeln künftig den Missbrauch wie etwa das dauerhafte Telefonieren mit billigen ausländischen Sim-Karten im Inland unterbinden können. Die Deutsche Telekom kritisierte jedoch, das werde den Netzbetreibern schwerfallen. Die vereinbarte Absenkung der Großhandelspreise sei zudem weder erforderlich noch verhältnismäßig. Die Preisobergrenzen lägen teils unter den Marktpreisen.

Die EU-Kommission habe bei den jahrelangen Verhandlungen "nicht immer die Interessen der Nutzer im Blick gehabt", sagte Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz. "Letztendlich waren es erst die EU-Abgeordneten, die die Rechte der Verbraucher gestärkt haben."

(mar)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort