Diesel-Skandal Staatsanwaltschaft ermittelt gegen VW-Chef Müller

Stuttgart/Wolfsburg · Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt gegen VW-Konzernchef Matthias Müller. Dabei geht es der Behörde zufolge um den Verdacht der Marktmanipulation im Zusammenhang mit dem Diesel-Skandal.

 VW-Chef Matthias Müller bei der Hauptversammlung des Konzerns im Mai 2017.

VW-Chef Matthias Müller bei der Hauptversammlung des Konzerns im Mai 2017.

Foto: rtr, FBI/DAM

Wie die Staatsanwaltschaft weiter mitteilte, betreffen die Ermittlungen Müllers Tätigkeit bei der Porsche-Dachgesellschaft und Volkswagen-Hauptaktionärin Porsche SE, bei der er seit 2010 im Vorstand sitzt. Das Verfahren sei bereits im Februar gestartet worden. Mit ihrer Mitteilung bestätigte die Behörde einen entsprechenden Medienbericht aus der vergangenen Woche.

Nach Ex-Konzernchef Martin Winterkorn, Markenchef Herbert Diess und Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch, gegen die Ermittlungen bei der Staatsanwaltschaft Braunschweig laufen, wird damit gegen einen weiteren prominenten VW-Konzernmanager ermittelt. Laut Staatsanwaltschaft bestehe bei allen "der Anfangsverdacht", sie hätten den Anlegern die finanziellen Konsequenzen der VW-Dieselaffäre für die Porsche SE "bewusst verspätet mitgeteilt".

2015 hatten Behörden in den USA aufgedeckt, dass Volkswagen Stickoxid-Werte von Dieselfahrzeugen manipulierte. Weltweit waren schließlich Millionen Autos von "Dieselgate" betroffen, Europas größter Autokonzern stürzte in eine tiefe Krise.

Unmittelbar nach dem öffentlichen Bekanntwerden der Fälschungs-Software Ende September 2015 brach der Börsenkurs der VW-Aktie ein. Im Kern geht es bei den Vorwürfen um die Frage, ob die Manager den Kapitalmarkt rechtzeitig über die Probleme informierten.

Laut Gesetz müssen Nachrichten, die den Firmenwert beeinflussen können, umgehend ("ad hoc") veröffentlicht werden. Volkswagen erklärte bisher, sich an alle gültigen Regeln gehalten zu haben.

Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft ist im aktuellen Fall zuständig, weil die Porsche-Holding in der Hauptstadt Baden-Württembergs ihren Sitz hat. Neben Müller waren auch Winterkorn und Pötsch zu Beginn des Abgas-Skandals für die Beteiligungsgesellschaft tätig: Winterkorn als Vorstands-, Pötsch als Finanzchef. Bei nachgewiesener Marktmanipulation droht eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren oder eine hohe Geldstrafe.

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft hatte am vergangenen Mittwoch erklärt, dass es Anzeigen der Finanzaufsicht Bafin gegen die Manager gebe. Die "Wirtschaftswoche" hatte zuvor darüber berichtet.
In Braunschweig gehen die Strafverfolger in der Diesel-Affäre außerdem in mehreren Dutzend Fällen dem Verdacht des Betrugs nach - auch gegen Winterkorn.

(kess/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort