MoersNokia: „Es war, als liefe ein Film ab“
kamp-lintfort/bochum „Es war, als liefe ein Film ab“, sagte Michael Gerber, früheres Betriebsratsmitglied bei BenQ. Er nahm sofort Kontakt zu ehemaligen Kollegen auf, die bei Nokia einen neuen Job gefunden hatten: „Hören Sie die Leute lachen? Das sind ehemalige BenQ-Kollegen aus Kamp-Lintfort. Galgenhumor eben“, berichtete Frank Derkum der RP aus Bochum. Bis gestern früh war die Welt für ihn in Ordnung. Im Oktober 2006, kurz nach der BenQ-Pleite, hatte der Kamp-Lintforter im Nokia-Werk in Bochum eine neue Anstellung gefunden. „Das ging ziemlich schnell. Nokia suchte gute Leute, und ich hatte die beste Qualifikation“, erzählt der Familienvater, der ab 1999 erst im Handywerk bei Siemens, dann bei BenQ beschäftigt war. Er kam zügig voran. Erst arbeitete er in der Fertigung, dann in der Wartung. Seit dem 1. Mai ist er als Prozesstechniker bei Nokia angestellt. „Ich dachte, ich hätte Glück gehabt. Jetzt verliere ich zum zweiten Mal auf dieselbe Weise meine Arbeit“, stellte Frank Derkum ernüchtert fest. Für ihn kam die Nachricht, dass Nokia das Werk in Bochum schließen und die Produktion nach Rumänien verlegen will, wie aus heiteren Himmel. „Das war ein Schlag. Dieses Mal war es schlimmer, weil wir nichts geahnt hatten.“ Erst gestern fand eine Informationsveranstaltung statt. Allein in seiner Abteilung hatten zwölf ehemalige BenQ-Beschäftigte bei Nokia einen neuen Job gefunden. Vor dem Betriebsübergang von Siemens zu BenQ plante der Münchener Konzern ebenfalls eine Verlagerung ins Ausland. Der Rest ist Geschichte.