Ausstellung "Die komische Kunst" Bitterböse Karikaturisten sitzen in Belgien

Frankfurt/Main · Das Frankfurter Caricatura-Museum zeigt die Ausstellung "Die komische Kunst – analog, digital, international" mit fast 500 Werken.

Ausstellung: Die komische Kunst
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Das Frankfurter Caricatura-Museum zeigt die Ausstellung "Die komische Kunst — analog, digital, international" mit fast 500 Werken.

"Wie — das geht nicht? Gleichzeitig an alle Freunde senden?" Der junge Mann steht mit einem Brief vor dem Postschalter und versteht nichts mehr. Er muss in einer anderen Welt groß geworden sein, der digitalen Welt, wo per Mausklick alle Freunde mit Neuigkeiten versorgt werden. Nur in der guten alten analogen Welt braucht es dazu mehr als einen Brief.

Diese Karikatur stammt von der 37-jährigen Lilli Bravo. Sie trifft damit den Kern der Ausstellung im Frankfurter Caricatura-Museum. "Die komische Kunst — analog, digital, international", so der Titel, versammelt erstmals auch zahlreiche am Computer entstandene Werke. 256 Werke sind ganz klassisch mit der Hand gezeichnet, 229 Werke sind digital entstanden — was bedeutet, dass die meisten Karikaturisten zwar noch auf Papier zeichnen, dann aber das Blatt einscannen, Farbe dazugeben und Formen oder Figuren noch etwas verschieben. Nur wenige zeichnen komplett digital, also mit einem druckempfindlichen Stift auf einen Tablet-PC.

Politik, Relgion, Geld, Sex

Neben Zeichnern aus Deutschland sind erstmals auch Teilnehmer aus Belgien, Großbritannien, Island, Niederlande, Österreich und der Schweiz vertreten bei der "Caricatura VI", der Übersichtsschau der Karikaturisten alle fünf Jahre parallel zur Kasseler "Documenta". Aber viele Kassel-Touristen haben im Sommer vor lauter ernster Kunst nicht den Hinweis am alten Bahnhof entdeckt, dass auch internationale komische Kunst zu sehen ist.

Deshalb hat Frankfurts Caricatura-Chef Achim Frenz, Mitbegründer der Kasseler Urmutter, die Schau an den Main geholt. Der Aufwand hat sich gelohnt. Jeder Teilnehmer zeigt seine besten Arbeiten, ohne inhaltliche Vorgaben. Hauptthemen sind Politik, Religion, Kunst, Geld und Sex. Großmeister der Komik wie Erich Rauschenbach oder Michael Sowa sind ebenso vertreten wie junge Talente. Am besten schneidet Belgien ab, das viele Zeichner mit galligem Humor hervorbringt. Da hat sich der Vater mit seiner Tochter im Bett vergnügt und beschimpft sie dann wegen ihres Joints als "verdorbenes Drogenflittchen", worauf sie nur "Aber Papa" sagt. Das böse Blatt stammt vom 45-jährigen Zaza.

Subtiler geht die Österreicherin La Razzia mit den Geschlechtern um. Sie hat das Sprichwort "Liebe macht blind" in ein passendes Bild verpackt: Ein Pärchen liegt am Strand, beide mit Badehose bekleidet. Doch das Bikinioberteil, das sie nicht trägt, hat er als Sonnenbrille auf der Nase.

(RP/felt/sap/csi/jre)
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