Fakten zu Organisierter Kriminalität In NRW schlagen Verbrecherbanden besonders oft zu

Berlin · Wohnungseinbrüche, Autodiebstähle, Internet: Organisierte Kriminalität durch teils international agierende Banden wird immer stärker zur Bedrohung im Alltag. Besonders stark betroffen ist NRW.

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Foto: Martin Kempner

Hört man auf die Klagen aus der Bevölkerung, so könnte man meinen, Verbrecherbanden seien in Deutschland vor allem in den östlichen Bundesländern aktiv. Ein Blick auf den Lagebericht zur Organisierten Kriminalität (OK) zeichnet ein anderes Bild: Die meisten Ermittlungsverfahren gegen kriminelle Banden konzentrierten sich im vergangenen Jahr auf die westlichen Bundesländer. Die einzige Ausnahme bildete Berlin. Angeführt wurde die OK-Statistik von Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bayern. Sachsen belegte den achten Platz und war damit häufiger Ziel von Verbrecherbanden als jedes andere ostdeutsche Bundesland.

In Thüringen stellten die Ermittler zuletzt acht Fälle von Bandenkriminalität fest. Zum Vergleich: In Nordrhein-Westfalen, wo die italienische Mafia besonders stark ist, liefen im gleichen Zeitraum 103 Ermittlungsverfahren. Trotzdem konnte die Alternative für Deutschland (AfD) in Thüringen wie auch in Brandenburg und Sachsen im Landtagswahlkampf 2014 besonders mit dem Thema Innere Sicherheit punkten.

Georgier tarnten sich als Asylbewerber

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Foto: RP-Grafik

Woran liegt es also, dass sich die Menschen auf dem Staatsgebiet der ehemaligen DDR so stark bedroht fühlen? Nun, es hat womöglich viel zu tun mit dem kollektiven Erfahrungshorizont der Menschen im Osten.
Denn Verbrecherbanden, die über Grenzen hinweg agieren, waren in der DDR schon aufgrund des strengen Grenzregimes und der allgegenwärtigen staatlichen Überwachung kein großes Problem.

Eine Bande, die den Ermittlern im vergangenen Jahr besonders viel Arbeit gemacht hat, stammt aus Georgien. Sie hatte Dutzende von Einbrechern als Asylbewerber nach Deutschland geschickt, wohl wissend, dass die Anerkennungsquote für Georgier bei null Prozent liegt. Die Mitglieder der Gruppe verübten Wohnungseinbrüche und Ladendiebstähle in mehreren Bundesländern.

Internationaler Betrug mit Tankkarten

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Foto: Ferl

Auf einen neuen Trick hat sich nach Angaben des Bundeskriminalamtes (BKA) eine Gruppe aus Rumänien verlegt. Sie fälschte Tankkarten, mit denen man an Tankstellen in Deutschland bargeldlos zahlen kann. Die meisten Nutzer dieser gefälschten Karten seien Fahrer von Lastwagen aus Rumänien gewesen, sagt BKA-Präsident Holger Münch. Bei der Aufklärung habe die Staatsanwaltschaft in Rumänien geholfen.

Dass viele Täter im Bereich der Organisierten Kriminalität aus osteuropäischen Staaten kommen, die "in einem Annäherungsprozess zur Europäischen Union" sind, findet Bundesinnenminister Thomas de Maizière zwar auf der einen Seite ärgerlich. Auf der anderen Seite bietet sich dadurch auch die Möglichkeit, hier den Hebel anzusetzen.

36,1 Prozent der Tatverdächtigen sind Deutsche

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Foto: Anne Peters

De Maizière verweist in diesem Zusammenhang gern auf seinen gemeinsamen Besuch mit dem französischen Innenminister Bernard Cazeneuve in Albanien und Serbien im vergangenen Jahr, bei dem es auch um die Bekämpfung der Bandenkriminalität ging.

In Fortsetzung des Trends der vergangenen Jahre ging die Zahl der türkischen Tatverdächtigen 2014 erneut zurück. Auch der Anteil der Deutschen an der Gesamtzahl der Verdächtigen in der Organisierten Kriminalität sank im vergangenen Jahr - und zwar von 40,5 Prozent auf nunmehr 36,1 Prozent. Litauer stellten unter den Tatverdächtigen 2014 mit 10,9 Prozent die zweitgrößte Gruppe, gefolgt von Türken mit 10,3 Prozent.

Schwerpunkt Rauschgift

Zu den Straftaten, die von Banden am häufigsten verübt werden, zählt immer noch der Rauschgifthandel. Allerdings verschiebt sich hier langsam etwas: Während die Zahl der Banden, die wegen Rauschgifthandels und -schmuggels auffielen, im vergangenen Jahr von 204 auf 188 sank, nahm die Zahl der entdeckten Schleuserbanden von 29 auf 35 zu. In diesem Jahr dürften es vermutlich noch deutlich mehr sein. Zuwächse verzeichneten die Behörden auch bei der Geldwäsche und Internet-Kriminalität.

(REU)
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