Dinslaken Die Spuren des Anis Amri in Dinslaken

Dinslaken · Der Attentäter, der am 19. Dezember 2016 auf dem Weihnachtsmarkt am Berliner Breidscheidplatz zwölf Menschen getötet und über 50 verletzt hat, hielt sich im November 2015 in Dinslaken auf - just zur Zeit der Martinikirmes.

Anis Amri hielt sich im November 2015 unter dem Namen Ahmed Almasri in Dinslaken auf.

Anis Amri hielt sich im November 2015 unter dem Namen Ahmed Almasri in Dinslaken auf.

Foto: dpa

Anis Amri hat auch in Dinslaken Spuren hinterlassen. Am 29. Oktober 2015 hat er sich offenbar als Asylsuchender Ahmed Almasri aus Alexandria in Ägypten bei der Registrierstelle in Münster gemeldet und ist von der Bezirksregierung Arnsberg in die Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) des Landes im Hardtfeld in Dinslaken überwiesen worden. Das geht aus dem 27-seitigen Dossier des nordrhein-westfälischen Innenministers Ralf Jäger (SPD) hervor, mit dem er in der vergangenen Woche Fragen der CDU-Fraktion im Landtag beantwortete. Der dem Dossier anhängenden Tabelle, die die Aufenthaltsorte des Attentäters auflistet, ist zu entnehmen, dass Amri auch am 4. und am 10. November 2015 in Dinslaken war. Am 12. November ist er dann der Stadt Oberhausen zugewiesen worden. Für die Tage dazwischen weist die Tabelle aus, dass Amris Aufenthalt unbekannt sei.

Die Stadt hat nicht erfahren, welch gefährlichen Gast sie ausgerechnet in den Tagen der Martinikirmes, die Jahr für Jahr tausende Besucher nach Dinslaken lockt, beherbergte. Von den genannten Daten hat sie erst durch die Anfrage der Rheinischen Post erfahren. Offiziell ist sie bis heute weder vom Verfassungsschutz noch vom Innenministerium darüber informiert worden, wie Rathaussprecher Horst Dickhäuser gestern sagte. Das gilt auch für den Caritasverband, der die Notunterkunft des Landes im Hardtfeld betrieben hat, bis sie am 30. September dieses Jahres aufgegeben worden ist.

Ein paar Tage nach dem Attentat in Berlin, in den späten Abendstunden des 21. Dezember 2016, allerdings hat es eine Durchsuchung im Hardtfeld gegeben. Damals, so erklärten Dickhäuser und Caritasdirektor Michael van Meerbeck übereinstimmend, habe die Einsatzleitung erklärt, dass es sich bei dem im November 2015 im Hardtfeld gemeldeten Almasri um den Berliner Attentäter Anis Amri gehandelt haben könnte. Wie van Meerbeck erklärte, hat das Foto auf der der Caritas vorliegenden Bescheinigung Almasris über die Meldung Asylsuchender (Büma) in der Tat große Ähnlichkeit mit Amri. Eine offizielle Information über das Ergebnis der Durchsuchung liegen weder der Stadt noch dem Caritasverband vor, "obwohl wir eigentlich ständig mit dem Staatsschutz in Kontakt stehen", so Dickhäuser.

Das kann nicht verwundern. Schließlich hat Dinslaken als Heimatort der Lohberger Brigade, deren Mitglieder als Kämpfer für den Islamischen Staat in den Krieg nach Syrien gezogen sind, ein vitales Interesse daran, dass sie über alles informiert ist und wird, was auf irgendwelche möglichen Verbindungen zu Terror und gewaltbereitem Salafismus hindeutet. Umso verwunderlicher ist die Informationspolitik von Verfassungsschutz und Landesinnenminister, die der Stadtsprecher allerdings, wie er gestern erklärte, nicht bewerten möchte.

"Nach unserem Kenntnisstand hat die Durchsuchung im Hardtfeld keine verwertbaren Ergebnisse gebracht", sagte Dickhäuser. Bei seinem Aufenthalt in Dinslaken habe sich Almasri alias Amri jedenfalls, das hätten die Mitarbeiter des Caritasverbandes berichtet, völlig unauffällig verhalten. Der Stadt sei nicht bekannt, ob Amri in Dinslaken Kontakte gehabt habe und wenn ja, mit wem.

(RP)
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