Düsseldorf Vereine begrüßen Hitzlspergers Outing

Düsseldorf · In den beiden großen Schwul-Lesbischen Sportvereinen Düsseldorfs wird das Coming-out des früheren Fußballers diskutiert. Die Clubs beweisen, dass Sport homo- und heterosexuelle Menschen zusammenbringen kann.

Das ist Thomas Hitzlsperger
18 Bilder

Das ist Thomas Hitzlsperger

18 Bilder
Foto: dpa, Marijan Murat

Sie heißen "VC Phönix" und "Düsseldorf Dolphins" und sind eigentlich ganz normale Sportvereine. Im Angebot sind Volleyball, Badminton und Wassersportarten. Das Besondere an den Vereinen ist, dass zu ihren Mitgliedern fast ausschließlich Schwule und Lesben zählen. Ein Outing — also ein öffentliches Zugeben seiner oder ihrer Homosexualität — ist daher überflüssig.

Anders ist dies im Leistungssport. Thomas Hitzlsperger ist der erste deutsche Ex-Fußballprofi, der öffentlich zu seiner Homosexualität steht. "Das ist ein wichtiger Schritt", sagt Ron Labuhn vom Vorstand des Schwul-Lesbischen Sportvereins VC Phönix. Labuhn hätte sich gewünscht, dass sich der frühere Nationalspieler noch in seiner aktiven Laufbahn zum Outing entschlossen hätte. "Ich kann aber verstehen, dass er bis zum Ende seiner Karriere wartete", sagt Labuhn. Er weiß, dass über Homosexualität im Profi-Fußball geschwiegen wird. "Die Sportler wenden sich zwar öffentlich gegen Rassismus im Sport und Alltag, sagen aber nichts gegen Homophobie." Im Gegenteil: "Wenn ein Fußballer mal ein Tor versemmelt, wird er als Sportler kritisiert. Würde ein Homosexueller daneben schießen, wäre er gleich der unfähige Schwule", vermutet Labuhn. Dass Hitzls-perger nicht der einzige Schwule im Profisport ist, wisse er aus guter Quelle: "Bei einer Veranstaltung zugunsten der Aids-Hilfe traf ich vor einigen Jahren Theo Zwanziger, ehemaliger Präsident des Deutschen Fußballbundes. Ihm seien schwule Spieler bekannt, sagte er. Diese aber würden zu ihrem Schutz Frauengeschichten vorgeben."

Der VC Phönix bietet Volleyball-Termine verschiedener Leistungsgruppen an. Außerdem stehen Badminton und Tischtennis auf dem Programm. "Für Fußball gibt es keine Nachfrage", sagt Ron Labuhn.

Die 130 Mitglieder der Düsseldorf Dolphins gehen zweimal pro Wochen gemeinsam zum Schwimmen. Der Verein wurde gegründet, um ein Sportangebot für Lesben und Schwule in und um Düsseldorf anzubieten. Es herrsche eine besondere Herzlichkeit und Offenheit innerhalb des Vereins, sagt sagt Engelbert Over vom Dolphins-Vorstand. Auch abseits vom Schwimmbad ist der Verein wichtig. "Wir helfen uns gegenseitig bei privaten Problemen", sagt er. Denn in Familie und im Beruf seine Homosexualität zuzugeben, stelle noch immer eine große Herausforderung dar, "egal, wie viele Hitzlspergers es noch geben wird", sagt Over, der verstehen kann, dass der Ex-Fußball-Profi erst nach Ende seiner aktiven Karriere über seine sexuelle Ausrichtung sprach.

Hitzlsperger habe aber den Zeitpunkt hinsichtlich der Olympischen Winterspiele in Russland gut gewählt. Wie streng die russische Regierung gegen Homosexuelle vorginge, müsse öffentlicher gemacht werden. "Kein Mensch sollte Anfeindungen ertragen müssen, jeder sollte akzeptiert werden wie er ist", sagt Over. Bei den "Dolphins" ist jedermann willkommen. "Niemand muss sich bei besonders langem Duschen beweisen", witzelt Over. In zwei Schwimmhallen treffen sich die Mitglieder, um gemeinsam ihre Bahnen zu ziehen. Schwule Männer und lesbische Frauen trainieren gemeinsam. "Einige hetero-Frauen schwimmen auch mit", sagt Over. "Sie fühlen sich wohl bei uns."

Auch bei VC Phönix ist jeder Sportler willkommen — völlig unabhängig von seiner sexuellen Ausrichtung. Und so spielen einige heterosexuelle Frauen und Männer mit. Trainiert werden alle zusammen von Philipp Muchalla. "Ich bin auch nicht schwul", sagt er gelassen. "Das Team zu trainieren, macht einfach viel Spaß." Das Aufsehen um Hitzlspergers Outing kann er nicht ganz nachvollziehen. "Ist doch klar, dass es viele schwule Profisportler gibt. Das muss ja schon rein statistisch so sein." Für Engelbert Over gilt: "Sport soll die Menschen verbinden, nicht voneinander abgrenzen."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort