Düsseldorf Zahl der rückkehrwilligen Flüchtlinge steigt

Düsseldorf · Die Wohlfahrtsverbände Diakonie und Caritas fordern zusätzliches Personal für die Beratung von Flüchtlingen, die freiwillig in ihre Heimatländer zurückkehren wollen. "Die Zahl der Anfragen steigt, mit der Folge, dass entweder lange Wartezeiten entstehen oder die Beratungszeit zu knapp wird", sagt Bettina Hajdu, die bei der Caritas den Fachdienst für Integration und Migration leitet. 168 Männer und Frauen hat die für sie arbeitende Teilzeitkraft 2016 in 505 Gesprächen beraten.

Ähnlich sieht es bei der Diakonie aus. Dort kamen 2016 rund 270 Schutzsuchende zu Sozialpädagogin Livia Visan, in knapp der Hälfte dieser Fälle ging es um die konkrete Rückkehr. "Einige Flüchtlinge wollten keine Abschiebung erleben, bei sehr vielen ging es aber um enttäuschte Erwartungen, um Krankheiten bei sich selbst oder Angehörigen oder um Heimweh", sagt Visan. Unter jenen, die die Diakonie-Beraterin begleitet hat, war auch ein Iraker aus Bagdad. "Er hat heute einen Lebensmittelladen in Bagdad, und hält uns mit SMS auf dem Laufenden", berichtet Visan. Bei ihrer Beratung geht es nicht nur ums Reden, sondern auch um einen Laptop, einen Business-Plan oder ein paar hundert Euro Starthilfe. Die meisten Menschen, die zu ihr kommen, stammen aus dem West-Balkan, Afghanistan und dem Irak. Oft wurden sie mit falschen Versprechungen gelockt. "In Albanien und Tschetschenien kursierte lange Zeit das Gerücht, Deutschland suche dringend jede Art von Handwerker und stelle sogar Häuser zur Verfügung", berichtet Daniela Bröhl, bei der Diakonie verantwortlich für Migration und Integration.

Aktuell leben rund 7500 Flüchtlinge in der Landeshauptstadt, 4000 in bereits gesichertem Aufenthaltsstatus. Laut Flüchtlingsbeauftragter Miriam Koch reisten im vergangenen Jahr 428 Menschen freiwillig aus, 172 wurden abgeschoben. "Wir rechnen in den nächsten zwei Jahren mit zusätzlich 2500 bis 3000 Ausreisepflichtigen", sagt Koch.

(jj)
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