Analyse Pinguine: Jetzt alles wieder auf Anfang

Eishockey · Nach dem Trainerwechsel beginnt im Krefelder Eishockey eine neue Zeitrechnung. In den nächsten Wochen und Monaten wird sich zeigen, ob der DEL-Standort vor einer sicheren Zukunft steht. Der Dialog zwischen Fans und Verantwortlichen soll intensiver werden

Es ist in den vergangenen Tagen im Krefelder Eishockey viel diskutiert und in den sozialen Medien von Fans und Betroffenen geschrieben worden. Das gehört besonders in einer Hochburg der schnellsten Mannschaftssportart der Welt zu einem Trainerwechsel. Und wenn es sich dann auch noch um so eine verdiente Persönlichkeit wie Rick Adduono handelt, ist so eine Entscheidung von Emotionen geprägt. Der Zeitpunkt dieser unpopulären Maßnahme war wegen der Deutschland-Cup-Pause nicht schlecht. So konnten die Protagonisten Abstand gewinnen und nach vorne schauen. Mit dem morgigen Auswärtsspiel bei den Hamburg Freezers beginnt die Trainer-Ära Franz Fritzmeier.

Beim Blick zurück auf die vergangenen zehn Tage wurde in erster Linie über die Art und Weise der Trennung von Adduono diskutiert. Dass die Verantwortlichen der GmbH in diesem Zusammenhang Kritik an Fans und Medien übten, muss akzeptiert werden. Schließlich sorgte der Trainer mit dafür, dass die Pinguine seit der Saison 2010/11 in der Deutschen Eishockey-Liga sportlich keine graue Maus mehr sind. Die Trennung vom Kanadier oder dessen Rücktritt mit den Protesten der Fans und dem öffentlichen Druck zu begründen, entspricht nicht der Realität. Alle Eishockey-Experten zwischen Flensburg und dem Bodensee wussten, dass die Chemie zwischen Trainer und Mannschaft nicht mehr stimmte. Das bestätigten die Spieler im letzten Heimspiel vor der Pause gegen Schwenningen. Den Verantwortlichen blieb keine andere Wahl mehr, als die Notbremse zu ziehen.

"Alles wieder auf Anfang", heißt es jetzt bei den Pinguinen. Im sportlichen Bereich wird schon in den ersten Tagen der Amtszeit von Franz Fritzmeier deutlich, wie gut der Mannschaft der neue Trainer tut. Die Spieler lechzten förmlich nach neuer Ansprache und neuen Trainingsmethoden. Das Eishockey muss in Krefeld sicher nicht neu erfunden werden, aber es braucht modernere und zukunftsorientierte Strukturen. Wunder sind nicht zu erwarten. Bis zum Jahreswechsel muss sich zeigen, ob das ersehnte Saisonziel Pre-Play-offs tatsächlich erreicht werden kann. Bisher war das Leistungsvermögen einzelner Spieler, besonders der Neuzugänge, nicht abschließend zu beurteilen. Dafür waren die Probleme mit dem Coach einfach zu groß. Auch bei dem einen oder anderen Spieler, der schon länger unter Adduonos Regie in Krefeld spielte und der zuletzt sogar Abwanderungsgedanken hegte, ist mit einem Formanstieg zu rechnen.

Die vergangenen Tage zeigten auch, dass der Dialog zwischen den Verantwortlichen und den Fans wieder intensiviert werden muss. Durch den Abschied von Robert Haake und André Schicks ist in diesem Bereich ein Vakuum entstanden. Der Nachholbedarf ist groß. Aufsichtsratschef Wolfgang Schulz signalisierte bereits Gesprächsbereitschaft. Beim künftigen Geschäftsführer Karsten Krippner stehen neben der Suche nach neuen Sponsoren auch der Kontakt mit Fans und Medien ganz oben auf seiner Agenda.

Der DEL-Standort Krefeld zeichnete sich in den vergangenen Jahren durch Zusammenhalt, Herz und Leidenschaft aus. Das ist die wertvolle Basis für den Neubeginn. Der Aufsichtsrat betonte in der Vorwoche erneut, dass es sich um eine "Übergangssaison" handele. Damit der Übergang nicht in den Untergang führt, brauchen die Pinguine die Unterstützung von allen Seiten. Noch besitzt das sportliche Aushängeschild Krefelds eine wertvolle Strahlkraft, die erhalten bleiben muss.

(RP)
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