Deutschland und der Pisa-Ländervergleich Bildungsexperte: Starke Schüler besser fördern
Berlin · Beim Pisa-Ländervergleich liegt Deutschland bei den Leistungen über dem Durchschnitt. Nach Ansicht des Bildungsexperten Jörg Dräger offenbart der Vergleich Defizite in Deutschland bei der Förderung besonders guter Schüler.
Deutschlands Schüler schneiden im internationalen Vergleich deutlich besser ab als noch vor zwölf Jahren, als das Bildungssystem von einem "Pisa-Schock" erschüttert wurde. Aus der jüngsten Pisa-Schulleistungsstudie geht hervor, dass die deutschen 15-Jährigen inzwischen mit ihren Leistungen in Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften über dem internationalen Durchschnitt und damit unter 65 Staaten und Regionen jeweils im oberen Mittelfeld liegen. In Sachen Pünktlichkeit sind deutsche Schüler sogar weltweit spitze. Sie schwänzen auch seltener als Schüler in den meisten anderen Industriestaaten.
Löhrmann: "Müssen besser werden in der Breite und in der Spitze"
Sorgen bereitet Forschern und Politikern jedoch der große Geschlechterunterschied bei den Leistungen in Mathematik. Der Vorsprung der Jungen gegenüber den Mädchen hat sich in Deutschland seit 2003 sogar von neun auf 14 Punkte vergrößert. Selbst dort, wo Jungen und Mädchen gleiche Leistungen nachweisen, ist das Zutrauen der Mädchen in die eigenen Fähigkeiten geringer. Die Bildungsdirektorin der Industrieländer-Organisation OECD, Barbara Lochbihler, verknüpfte diesen Befund mit einer Kompetenz-Untersuchung unter Erwachsenen. Danach haben "mathematische Fähigkeiten wesentlichen Einfluss auf den beruflichen Erfolg und andere wichtige Faktoren im Leben".
Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) sagte angesichts der Verbesserung, Deutschland habe sich durch den Schock über die schlechten Chancen sozial schwacher Kinder wecken lassen. Auch Bildungsstandards, gezielte Förderungen und Ganztagsangebote hätten zu dem Erfolg beigetragen, sagte der Chef der Kultusministerkonferenz, Stephan Dorgerloh (SPD). Für NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) bleibt es dabei: "Wir müssen besser werden in der Breite und in der Spitze."