Nach Atomtest in Nordkorea UN-Sicherheitsrat kommt zu Sondersitzung zusammen

Während Nordkorea am Tag der Staatsgründung die Muskeln in Form eines Atombombentests spielen lässt, will der UN-Sicherheitsrat noch am Freitag in New York zu einer Sondersitzung zusammenkommen.

 Südkoreanische Experten zeigen auf einer Karte, woi der nordkoreanische Atombombentest stattgefunden hat.

Südkoreanische Experten zeigen auf einer Karte, woi der nordkoreanische Atombombentest stattgefunden hat.

Foto: rtr

Das Treffen soll um 21 Uhr MESZ (15 Uhr Ortszeit) beginnen und unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, wie die Vereinten Nationen mitteilten. Zunächst war das Treffen für 16 Uhr MESZ angesetzt. Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon wollte sich am Freitag äußern.

Scheinbar unaufhaltsam schreitet Nordkorea seinem großen Ziel entgegen, eine Atommacht zu werden. Davon lässt sich der junge Machthaber Kim Jong Un bisher weder von den wirtschaftlichen Problemen im eigenen Land noch von internationalen Sanktionen abbringen. Für das kommunistische Regime bedeutet der fünfte Atomtest des Landes, den Pjöngjang am Freitag vermeldete, einen weiteren technischen Fortschritt bei der Entwicklung von Atomwaffen. Für den Rest der Welt läuft er auf einen großen Rückschritt bei den Bemühungen um eine atomwaffenfreie koreanische Halbinsel hinaus. "Er (Kim) will so weit wie möglich der Welt zeigen, dass Nordkorea eine wirkliche Nuklearmacht ist," sagt ein Beobachter.

Südkorea und die USA befürchten, dass Nordkorea mit jedem Atomtest und mit erfolgreichen Tests ballistischer Raketen seinen Zielen näher kommt. Eines davon ist, passende Sprengköpfe für Raketen zu bauen, die bis zum US-Festland fliegen können.

Aufmerksam registriert Südkoreas Militär das Geschehen im Nachbarland. Der Atomtest am Freitag fand demnach im Nordosten des Landes statt, wo es zwischen 2016 und Anfang dieses Jahres schon vier Nuklearversuche gegeben hatte. Der jetzige Versuch habe die bisher stärkste Sprengkraft aller bisherigen Tests entfaltet, teilte das Verteidigungsministerium in Seoul mit.

Neben Atomtests wurden Raketen getestet

Trotz aller Verbote und Mahnungen der Vereinten Nationen ließ Kim in diesem Jahr bereits eine Reihe von ballistischen Raketen testen. Mit strategischen Waffen in der Hand wähnt sich das Regime, das den USA eine feindselige Politik unterstellt, unangreifbar.

Nordkoreas Institut für Nuklearwaffen erklärte, der Test am Freitag habe die "Struktur und spezifischen Bewegungsmerkmale eines standardisierten nuklearen Sprengkopfes" bestätigt. Das heiße, Nordkorea sei jetzt in der Lage, beliebig viele solcher Sprengköpfe für Raketen herzustellen. Bisher bezweifeln Experten in den USA und Südkorea jedoch, dass Nordkorea bereits so weit ist.

Über Art und Umfang des Atomwaffenarsenals Nordkoreas gibt es wenig Gesichertes. Der Bestand - mit Stand August 2016 - werde auf sechs bis acht Sprengkörper auf Plutonium-Basis geschätzt, schreibt die Gruppe Arms Control Association (Rüstungskontrollvereinigung) in den USA. Durch die Produktion von hoch angereichertem Uran, was im Fall Nordkoreas jedoch unklar ist, könnte Nordkorea Material für zusätzliche vier bis acht Bomben haben.

Doch nicht nur militärisch, sondern auch politisch sind Atomwaffen für das Regime von großer Bedeutung. "Nuklearwaffen spielen eine wichtige Rolle für die Legitimierung der Macht Kim Jong Uns", sagt der Forscher Park Hyeong Jung vom staatlichen koreanischen Institut für Nationale Vereinigung in Seoul. Kim, der Anfang 30 sein soll, wolle den Eliten des Landes und der restlichen Bevölkerung zeigen, dass Nordkorea "unbesiegbar" sei. Auch der Tag des jüngsten Tests habe eine symbolische Bedeutung - Nordkorea feierte am Freitag den 68. Jahrestag der Staatsgründung.

Sanktionen könnten verschärft werden

Pjöngang droht jetzt erneut eine Verschärfung der internationalen Sanktionen. Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye prophezeite dem Regime nach dem jüngsten Test, dass es sich mit seiner Atompolitik nur der Selbstzerstörung nähere. Doch wie weit die Sanktionen noch gehen können, ist unklar. Nordkorea ist bereits von den wichtigsten Handelsströmen der Welt abgeschnitten. China, auf das der Großteil des nordkoreanischen Außenhandels entfällt, hatte nach dem Atomtest im Januar beschränkte Handelssanktionen gegen den Nachbarn verhängt.

China verurteilte den neuen Atomversuch Nordkoreas als "rücksichtslosen Akt", wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua schrieb. Ob Peking allerdings seinen deutlichen Worten energische Taten folgen lässt, ist unwahrscheinlich. Zum einen ist Pekings Einfluss trotz seiner historischen Bande zu Pjöngjang begrenzt - zum anderen macht die Führung in Peking auch die USA und Südkorea für die Eskalation verantwortlich. Washington und Seoul hätten "Öl ins Feuer gegossen", indem sie das moderne US-Raketenabwehrsystem THAAD stationieren wollten, das auch China als Bedrohung empfindet.

China will den Status quo bewahren. Peking fürchtet nichts mehr als einen Kollaps des nordkoreanischen Regimes, der in einer Wiedervereinigung unter Südkoreas Führung mit einer Schutzmacht USA münden könnte.

(felt/dpa)
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