Außenminister besucht Afghanistan Fischer: Soldaten werden möglichst früh abgezogen

Kundus (rpo). Bei seinem Afghanistan-Besuch traf Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) am Dienstag auch mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai zusammen. Dabei forderte er mehr Wiederaufbauteams aus militärischen und zivilen Kräften, die auch bei der Registrierung der Stimmberechtigten für die Präsidenten- und Parlamentswahlen im September helfen könnten.

Zuvor hatte der Minister das deutsche Wiederaufbauteam in Kundus besucht und den "großartigen Einsatz" gelobt. Die rund 200 Bundeswehrsoldaten und die zivilen Kräften hätten in der Stadt im Nordosten Afghanistans eine breite Unterstützung gefunden, sagte Fischer. "Wir bewundern die Leistung, die hier erbracht wird." Die Kombination aus Soldaten und Experten habe Zukunft. "Ich denke, dass wir diesen Weg weiter gehen sollen", sagte der deutsche Außenminister.

Auch für Irak könne Afghanistan ein Vorbild sein, erklärte Fischer. Dort sei vielleicht Zeit verschwendet worden. "Es ist nie zu spät zu lernen", sagte Fischer. Er betonte, dass Deutschland die Bundeswehr zum frühestmöglichen Zeitpunkt aus Afghanistan zurückziehen werde. Sobald afghanische Kräfte die Sicherheit des Landes garantieren könnten, würden die deutschen Soldaten nach Hause zurückkehren und die Aufbauarbeit den zivilen Kräften überlassen.

Die Bundeswehr hat derzeit rund 2.000 Soldaten in Afghanistan. Etwa 250 sind in Kundus im Nordosten des Landes eingesetzt. Die anderen sind Teil der internationalen Afghanistan-Schutztruppe (ISAF) in Kabul.

Knapp drei Wochen nach der internationalen Afghanistan-Konferenz in Berlin, auf der Karsai den verschärften Kampf gegen Drogen angekündigt hatte, sagte der Präsident, die Zerstörung der Mohnfelder schreite rasch voran. Noch immer benötigten die Bauern aber eine Alternative zum Opium, damit sie Geld verdienen könnten. Karsai betonte, er sehe die Zukunft Afghanistan als Land ohne Krieg und ohne Drogen. 2003 stammten 80 Prozent der Opiumproduktion der Welt aus Afghanistan.

"Afghanistan kann sich auf Deutschland verlassen"

Die Soldaten im Provincial Reconstruction Team (PRT) in Kundus sollen die Sicherheit von rund 400 zivilen Kräften in der Region gewährleisten, die größer als Bayern und Hessen zusammen ist. Fischer versicherte dem Gouverneur von Kundus, Mohammed Omar: "Afghanistan kann sich auf Deutschland verlassen." Die Deutschen seien bereit, sich langfristig zu engagieren und zu helfen. Omar versicherte: "Wir wissen, dass die Deutschen uns von Herzen helfen."

Die Region Kundus im Nordosten Afghanistans gilt als der Brotkorb des Landes. Zwei Flüsse bringen genug Wasser. Zwei Ernten sind möglich: Erst wird Weizen angebaut, dann Reis. 90 Prozent der Bevölkerung leben von der Landwirtschaft. Opium werde auf den fetten Böden nicht angebaut, versicherte Pressestabsoffizier Meinrad Angermayer. Es sei aber in den Bergregionen zu finden.

In Kabul traf Fischer auch mit Außenminister Abdullah und dem UN-Sondergesandten für Afghanistan, Jean Arnault, zusammen. Auch dabei ging es um die Umsetzung der Beschlüsse der internationalen Afghanistan-Konferenz sowie die Vorbereitung der Wahlen und den Entwaffnungsprozess. Fischer nahm außerdem an der Feier zum 80-jährigen Bestehen der seit 1924 von Deutschland geförderten Amani-Schule teil.

Am Mittwoch will Fischer in die südkaukasischen Staaten Aserbaidschan, Armenien und Georgien weiterreisen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort