Tote und Verletzte auf Seiten der YPG Türkische Jets bombardieren Kurden in Syrien

Istanbul · Seit Tagen wurde in der Türkei eine Bodenoffensive in Nordsyrien angekündigt. Am Samstagnachmittag haben türkische Kampfflieger kurdische Stellungen in Nordsyrien angegriffen.

Rauch steigt über syrischem Gebiet nahe der türkischen Grenze auf.

Rauch steigt über syrischem Gebiet nahe der türkischen Grenze auf.

Foto: afp, KLC

Der türkische Regierungschef Binal Yildirim sagte in einer im Fernsehen übertragenen Rede, die Armee habe eine Luftoffensive zur "Zerstörung" der YPG begonnen. Ein AFP-Reporter auf der türkischen Seite der Grenze sah, wie zwei türkische Kampfflugzeuge Ziele auf syrischem Territorium angriffen und Rauchwolken aufstiegen.

Die türkische Armee bestätigte eine Boden- und Luftoffensive. Die "Operation Olivenzweig" habe um 15 Uhr (MEZ) begonnen und richte sich gegen die YPG und auch gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), erklärte das Militär.

Seit Beginn der Luftangriffe seien 108 von 113 Stellungen der YPG getroffen worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Samstag. Dabei habe es auch Tote und Verletzte gegeben, die laut Anadolu sämtlich der YPG angehören.

Ein türkischer Militärkampfjet F-16 (Archivbild).

Ein türkischer Militärkampfjet F-16 (Archivbild).

Foto: ANATOLIA, AP

Nach Beginn der türkischen Militäroffensive ruft das Auswärtige Amt Kreisen zufolge alle Beteiligten zu Besonnenheit auf. "Wir sehen mit Sorge nach Nordsyrien", war am Samstag aus dem Auswärtigen Amt zu hören. Die aufgeheizte Rhetorik und auch der Beschuss über die Grenze, der allerdings nicht neu sei, seien nicht ermutigend. "Wir rufen alle Beteiligten auf, jetzt besonnen zu handeln und keine neue Gewalt aufkommen zu lassen." Auch die russische Regierung äußerte sich "besorgt" über die Offensive. Das Außenministerium in Moskau rief "die gegnerischen Parteien zur "Zurückhaltung" auf.

 Türkische Panzer feuern in Richtung syrischer Grenze.

Türkische Panzer feuern in Richtung syrischer Grenze.

Foto: rtr, MS

Afrin und das hundert Kilometer weiter östlich am Euphrat gelegene Manbidsch gehören zur halbautonomen Kurdenregion im Nordwesten Syriens. Ankara will einen Zusammenschluss der Kurdengebiete westlich und östlich des Flusses und damit die Entstehung einer eigenständigen Kurdenregion an der Südflanke der Türkei verhindern.

FSA rückt vor

Nach Medienberichten rückten zudem Rebellen der Freien Syrischen Armee (FSA), die die Türkei unterstützen, in die Region um Afrin vor. Zuvor hatte Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan mitgeteilt, die Bodenoffensive habe "de facto" begonnen.

Danach werde Manbidsch angegriffen, sagte Recep Tayyip Erdogan am Samstag bei einer Rede. Nähere Angaben machte er zunächst nicht, die türkischen Streitkräfte hatten Stellungen der kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG bereits zuvor beschossen.

In den vergangenen Tagen hatte die Türkei Panzer und Artillerie an der Grenze zu Syrien zusammengezogen. Zuvor hatten Pläne der US-Regierung zur Ausbildung einer Grenztruppe aus kurdischen und arabischen Kämpfern in Nordsyrien für Spannungen zwischen Ankara und Washington gesorgt. Die USA sehen in der YPG-Miliz einen ihrer effizientesten Verbündeten im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).

Erdogan sagte am Samstag bei seiner Rede in der Stadt Kutaya, die Türkei werde "Schritt für Schritt" einen "Terror-Korridor" zerstören, den die YPG errichtet habe.

(felt)
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