Neue Umfrage Nur jeder fünfte Deutsche vertraut Russland

Berlin/Paris · Es ist das erste Mal seit der Eskalation der Ukraine-Krise, dass der russische Präsident Wladimir Putin wieder auf die westlichen Mächte trifft – anlässlich der Feiern zum 70. Jahrestag der Landung in der Normandie. Die Hoffnungen sind groß, dass die diplomatischen Gespräche ein erster Schrit in Richtung Entspannung sind. Auch die deutschen Bürger wünschen sich solche Gespräche. Kritisch stehen sie Russland dennoch gegenüber.

 Wladimir Putin nach seinem Treffen mit dem französischen Präsidenten.

Wladimir Putin nach seinem Treffen mit dem französischen Präsidenten.

Foto: afp, SB

Es ist das erste Mal seit der Eskalation der Ukraine-Krise, dass der russische Präsident Wladimir Putin wieder auf die westlichen Mächte trifft — anlässlich der Feiern zum 70. Jahrestag der Landung in der Normandie. Die Hoffnungen sind groß, dass die diplomatischen Gespräche ein erster Schrit in Richtung Entspannung sind. Auch die deutschen Bürger wünschen sich solche Gespräche. Kritisch stehen sie Russland dennoch gegenüber.

Die Staats- und Regierungschefs aus rund 20 Ländern sind am heutigen Freitag in der Normandie, um den 70. Jahrestag des D-Day zu begehen. Doch die Feierlichkeiten werden von der schwesten Sicherheitskrise seit Ende des Zweiten Weltkrieges überschattet: der Ukraine-Krise. Insbesondere zwischen den USA und Russland herrscht derzeit frostige Stimmung. Frankreichs Präsident Francois Hollande empfing entsprechend die beiden Staatschefs am Donnerstagabend zu getrennten Abendessen.

Bereits zusammengetroffen sind auch der britische Premier David Cameron und Putin. Nach Angaben einer Sprecherin habe man Putin "Einige sehr klare und sehr deutliche Botschaften" mitgegeben. Laut der russischen Agentur Inetrfax sollen die beiden bei der Begrüßung auf dem Parise Flughafen Charles de Gaulle auch auf einen Handschlag verzichtet haben. Und die G7 hatten bereits angekündigt, die Sanktionen gegen Russland zu verschärfen, sollte Moskau seiner Bringschuld nicht nachkommen. Dennoch — die Hoffnungen ruhen auf diesem Freitag, denn erstmals seit Ausbruch der Krise finden überhaupt Gespräche zwischen den Staatschefs statt. Und solche Gespräche wünschen sich auch die deutschen Bundesbürger.

Mehrheit gegen stärkere Nato-Präsenz

Laut dem aktuellen ARD-Deutschlandtrend befürworten 89 Prozent der Befragten, dass der Westen trotz des Konflikts weiter mit Russland im Gespräch bleibt. Nur neun Prozent befürworten eine weitgehende Isolierung Russlands. Doch noch sind etwa Wirtschaftssanktionen nicht in Sicht. Die Bundeskanzlerin hatte auch angekündigt, dass es keinen Automatismus, sondern je nach Lage eine Prüfung von Sanktionen gebe. Ende Juni will die EU dies wieder prüfen.

Es ist insbesondere der US-Präsident, der in diesen Tagen einen harten Kurs gegen Russland fährt. Bei seiner Europareise warnte er immer wieder vor dem "Aggressor Russland". Und er wirbt für eine höhere Militärpräsenz des Westens im Osten Europas. Doch diese Vorstellung behagt den Bundesbürgern nicht. Laut dem Deutschlandtrend lehnen 75 Prozent der Befragten eine stärkere Truppenpräsenz in den osteuropäischen Mitgliedsstaaten ab, nur 21 Prozent würden dies unterstützen.

Auch wenn die Deutschen also eher Deeskalation als Lösung sehen, das Vertrauen in Russland bleibt nach der Befragung schwach. Nur jeder fünfte (21 Prozent) halten Moskau für einen verlässlichen Partner. Das ist allerdings eine leichte Besserung zu April, wo dies nur 14 Prozent sagten. Die Skepsis trifft aber nicht nur Russland, sondern auch die USA. Nur noch 38 Prozent der Befragten sagen, die Vereinigten Staaten seien ein vertrauensvoller Partner.

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An diesem Freitag wird sich zeigen, ob die beiden Staatschefs einen Schritt aufeinander zugehen. Noch immer ist unklar, ob es zu einem persönlichen Gespräch zwischen den beiden kommen wird. Allerdings haben sich beide Seiten nicht unnachgiebig in dieser Hinsicht gezeigt. So hatte Obama erklärt: "Sollten wir Gelegenheit zum Reden haben, werde ich ihm dieselbe Botschaft wiederholen, die ich ihm während der Krise gesagt habe. Wir werden sehen, was Putin in den nächsten zwei, drei, vier Wochen macht."

Eine Vermittlerrolle dürfte dabei auch wieder Deutschland zukommen. Am Dienstag etwa reist Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) nach Angaben aus Moskau nach Russland. Er berate in St. Petersburg mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow sowie dem polnischen Außenminister Radoslaw Sikorski über die Lage in der Ukraine.

mit Agenturmaterial

(das)
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