Brüssel EU-Sondergipfel verdreifacht Seenotrettung für Flüchtlinge

Brüssel · Mit deutlich mehr Geld und Schiffen für die Seenotrettung im Mittelmeer will die Europäische Union (EU) weitere Flüchtlingskatastrophen verhindern. Bei einem Sondergipfel in Brüssel beschlossen die Staats- und Regierungschefs gestern Abend, die Kapazitäten der EU-Grenzschutzmissionen "Triton" und "Poseidon" zu verdreifachen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel bot Diplomaten zufolge zwei Schiffe der Marine an. Aus Bundeswehrkreisen hatte es zuvor geheißen, die Bundeswehr könne drei Schiffe mit mehr als 600 Marinesoldaten bereitstellen. Zudem sollen Militäreinsätze geprüft werden, um Schiffe von Schleusern zu zerstören, bevor diese für Flüchtlingstransporte genutzt werden können. Experten halten dafür einen Auftrag der Vereinten Nationen für nötig.

Menschenrechtsorganisationen zeigten sich trotzdem enttäuscht. Sie wiesen darauf hin, dass nur eine Ausweitung des Missions-Einsatzgebietes große Fortschritte bringen könne. Das Mittelmeer drohe bis zum Herbst zu einem "gewaltigen Friedhof" zu werden, warnte der Menschenrechtskommissar des Europarates, Nils Muiznieks.

Italien rechnet bis Jahresende mit der Ankunft von rund 200 000 Bootsflüchtlingen. Nach einer gestern bekanntgewordenen Schätzung des Innenministeriums in Rom werden in den kommenden fünf Monaten pro Woche 5000 Menschen erwartet, die von den Küsten Nordafrikas aus die Einreise nach Italien erreichen wollen.

Seit Jahresanfang sind - soweit bekannt - etwa 1800 Menschen im Mittelmeer ertrunken.

(RP)
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