Wie der Satiriker seine EU-Arbeit dokumentiert Auf ein Selfie mit Martin Sonneborn in Straßburg

Straßburg · Er sorgte mit seiner Partei schon vor der Europawahl für Aufregung: der Satiriker Martin Sonneborn. Angesichts der gekippten Drei-Prozent-Hürde schaffte er es tatsächlich ins Europaparlament. Am Dienstag trat er dort seinen Dienst an. Seiner Rolle als Spaßvogel bleibt er bislang treu – und postet munter Selfies mit seinen Sitznachbarn.

 Martin Sonneborn an seinem neuen Arbeitsplatz in Straßburg.

Martin Sonneborn an seinem neuen Arbeitsplatz in Straßburg.

Foto: dpa, h0 jak

Er sorgte mit seiner Partei schon vor der Europawahl für Aufregung: der Satiriker Martin Sonneborn. Angesichts der gekippten Drei-Prozent-Hürde schaffte er es tatsächlich ins Europaparlament. Am Dienstag trat er dort seinen Dienst an. Seiner Rolle als Spaßvogel bleibt er bislang treu — und postet munter Selfies mit seinen Sitznachbarn.

Seit Jahren versucht Die Partei des früheren "Titanic"-Chefredakteurs, bei Wahlen ein Mandat zu erringen. Bei den Kommunalwahlen in Schleswig-Holstein klappte das zum ersten Mal, bei den Europawahlen Ende Mai dieses Jahres dann ebenfalls. Und nun darf Sonneborn, der während seiner Abgeordnetenzeit nicht mehr für die ZDF-Satireshow "heute-show" arbeiten darf, in den hinteren Reihen des Parlaments Platz nehmen.

Schon kurz nach seiner Wahl hatte er angekündigt, bereits nach einem Monat seinen Platz für eine anderes Parteimitglied zu machen, sodass man am Ende an die 60 Mitglieder durch das Parlament schleusen könne und jeder mal Bezüge erhalte. Daraus wird rein praktisch vermutlich nichts werden, doch Sonneborn wäre nicht Sonneborn, wenn er nicht seinen Humor behalten würde.

Und so nutzt er sein Facebook-Profil und auch Twitter, um seinen Anhängern seine neue Arbeitsstelle näher zu bringen. Unter "Belanglose Brüssel-Bilder" hat er etwa einfach die TV-Übertragung einer Rede eines EU-Abgeordneten fotografiert oder auch dieses:

Doch vor allem scheint sich der Satiriker darüber zu amüsieren, dass er nun als Fraktionsloser inmitten von Euroskeptikern und Rechtsradikalen sitzen muss. Seinen ersten Tag in Straßburg jedenfalls nutzte er, um mit Abgeordneten der AfD oder auch der österreichischen FPÖ Selfies zu schießen und schrieb später noch mit Bezug auf die Chefin der rechtsradikalen französischen Front National und das Parteimitglied der rechtsextremen NPD. "Vor mir Marine Le Pen, hinter mir Udo Voigt... Willkommen im EU-Parlament... Smiley!"

"Es gibt ja viele Irre hier", sagte Sonneborn auch im Gespräch mit der Deutschen Welle. "Eine ganze Fraktion von Fraktionslosen". Und dann fügt er hinzu: "Jetzt sind wir mit einem Haufen Verhaltensauffälliger von der 'Lega Nord' aus Italien, der FPÖ aus Österreich, Udo Voigt (NPD) aus Deutschland und den französischen Nationalisten. Das ist schon ein sehr illustrer Haufen, dem wir uns da angeschlossen haben."

Für Sonneborn schien der erste Tag im Europaparlament also reinste Real-Satire zu sein. Ob er die dann tatsächlich so schnell ad acta legen und sich zurückziehen will, wird die EU noch erleben. Für fünf Jahre ist er zumindest gewählt.

(das)
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