Persönlich Justus Haucap . . . mag Forschung und St. Pauli

Wenn es um konkrete Ratschläge für die Politik geht, halten sich viele Ökonomie-Professoren gerne vornehm zurück. Lieber erklären sie hinterher, was falsch gelaufen ist - zum Beispiel in der Finanzkrise. Nicht so Justus Haucap. Der 46-jährige Professor an der Universität Düsseldorf und Gründer des Instituts für Wettbewerbsökonomie hat sich nie gescheut, in aktuellen Debatten Stellung zu beziehen. Rundfunkgebühren? Gehören abgeschafft, öffentlich-rechtliche Sendeanstalten wie der WDR privatisiert. Google? Weniger gefährlich als viele Politiker in Europa meinen und daher auch kein Fall für eine Zerschlagung. Hilfe für RWE? Bloß nicht, der Strommarkt leidet an Überkapazitäten. Cannabis? Gehört kontrolliert freigegeben, um Schwarzmarkt und Kriminalität zu bekämpfen.

Haucaps pointierte Einschätzungen leiten sich aus seiner wissenschaftlichen Arbeit ab. Für die hat er nun den Gustav-Stolper-Preis des "Vereins für Socialpolitik" erhalten, der größten Ökonomen-Vereinigung in Europa. Der Preis zeichnet Spitzenforscher aus, die die öffentliche Diskussion beeinflussen. Auch im Forschungs-Ranking der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" liegt er unter den ersten 30 deutschen Ökonomen."Als Wissenschaftler haben wir eine Bringschuld gegenüber den Bürgern, die uns mit ihren Steuergeldern bezahlen", sagt Haucap. Und mahnt seine Zunft: In der Öffentlichkeit müssten sich Ökonomen mehr als bisher engagieren. Haucap, geboren in Quakenbrück, studierte in Saarbrücken und Michigan, arbeitete in Neuseeland. Promotion mit 28, Habilitation mit 34, Mitglied der Monopolkommission mit 37. Seit 2009 bringt er in Düsseldorf wissenschaftlichen Glanz ins Haus. Als Fußball-Fan weiß Haucap, wie wichtig die Mannschaft ist. Professorales Gehabe liegt dem Umtriebigen fern, er würde auch als später Diplomand durchgehen. Für die Erdung sorgen drei Kinder - und sein Lieblingsverein St. Pauli.

(RP)
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