Team Laschet - so bunt wie NRW

Das Bild des Versöhners, das CDU-Ministerpräsident Armin Laschet in seiner Antrittsrede präsentiert hatte (schon wieder ein schwarzer Rau!), spiegelt sich im Kabinett wider. Der Aachener versammelt sture Westfalen und knorrige Bergische, katholische Männer und evangelische Frauen, Jung und Alt, Mittel- und Niederrhein um sich. Experten von außen und loyale Parteisoldaten. Laschet wollte ein Nordrhein-Westfalen-Kabinett bauen, das die Vielfalt des Landes abbildet und zugleich den Regionalproporz der Partei wahrt. Dieses Kunststück ist ihm gelungen.

Die große Überraschung ist Herbert Reul. Der enge Vertraute Laschets aus dem Europaparlament wird Innenminister. Marxloh statt Madrid. Bad Godesberg statt Brüssel. Der 64-jährige Leichlinger ist ein anerkannter EU-Fachmann, ein umtriebiger Parteiwerker. Als Innenpolitiker ist er nicht aufgefallen. Mit dem parteiübergreifend geschätzten Kölner Polizeichef Jürgen Mathies hat er indes einen Experten an der Seite. Viel Zeit hat Reul nicht, sich einzuarbeiten. Die Salafistenszene wächst, die Polizisten sind erschöpft, die Bürger verunsichert. Reul ist ein harter Hund, den Kampf mit dem politischen Gegner führte er gerne und trickreich. Darin ähnelt er Ralf Jäger. Nun aber muss er sich mit Terrorplanern, Gewaltverbrechern und renitenten Clans auseinandersetzen.

Lutz Lienenkämper, Rechtsanwalt aus Meerbusch, soll die Finanzen im Griff halten. Bei dem Herkules-Job, die Milliardenversprechen zu stutzen, dürfte ihm seine unaufgeregte Art, aber noch mehr der kurze Draht zu Laschet helfen. Den wiederum hat der smarte Verkehrsminister Hendrik Wüst nicht. Dafür besitzt der Westfale Chuzpe und Selbstbewusstsein. Laschet zeigt damit, dass er Kritiker lieber einbindet als ignoriert. Mit Isabel Pfeiffer-Poensgen schafft es eine politikferne Intellektuelle ins Kabinett. Gut so.

Laschet präsentiert eine spannende Mischung aus Jung und Alt, Rampensau und Sachpolitiker, aus externen Experten und Polit-Profis. Ob die Landesregierung den Vertrauensvorschuss der Wähler zurückzahlen kann, wird sich aber vor allem in den FDP-Ressorts Schule und Wirtschaft sowie in der Innenpolitik zeigen. Hier liegen die Dinge im Argen.

"Schwarz-Gelb ist zum Problemfall geworden", lautete 2010 ein Kommentar zur letzten CDU/FDP-Regierung in Düsseldorf. Laschet & Co. wollen Problemlöser sein. Damit das gelingt, sollte die Regierung die Ideen Hunderttausender engagierter Bürger nutzen, die anpacken wollen, aber kein Parteibuch haben. Verlässlich. An der Sache orientiert. Dieser Ansatz, gepaart mit rheinischer Gelassenheit und westfälischer Bescheidenheit, könnte das Land voranbringen. Nur darum geht es.

(brö)
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