Zürich FBI lässt Fifa-Funktionäre verhaften

Zürich · Am Tag vor dem Kongress des Fußball-Weltverbands sind in Zürich Top-Funktionäre wegen Korruption festgenommen worden. Die Europäer fordern eine Verschiebung der Präsidentenwahl.

Die Fifa-Skandale unter Sepp Blatter
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Foto: dpa, fve jhe bre nic

Ein weiterer Skandal erschüttert den Weltfußballverband. Am Tag vor dem Auftakt zum Fifa-Kongress sind in Zürich sieben führende Funktionäre in einem Hotel festgenommen worden, unter ihnen sind die Fifa-Vizepräsidenten Jeffrey Webb (Kaymaninseln) und Eugenio Figueredo (Uruguay). Ihnen werden Bestechung, Geldwäsche und Erpressung vorgeworfen. Sie wurden zwar auf Anordnung des Schweizer Bundesamts für Justiz festgenommen. Das Amt handelte aber wegen eines Gesuches der Staatsanwaltschaft New York. Das FBI hatte die Ermittlungen geführt. Die Funktionäre sitzen in Auslieferungshaft und können in die USA abgeschoben werden, weil es ein Auslieferungsabkommen zwischen den Staaten gibt.

Die Uefa fordert, die für morgen vorgesehene Wiederwahl des Präsidenten Sepp Blatter zu verschieben. Dieser lobte gestern in einem Statement, das die Fifa auf ihrer Webseite veröffentlichte, ausdrücklich das Vorgehen der Schweizer und US-amerikanischen Ermittlungsbehörden. Über den Skandal sagte er: "Derartiges Fehlverhalten hat im Fußball keinen Platz. Wir werden dafür sorgen, dass alle daran beteiligten Personen aus dem Fußball entfernt werden."

Zwei weitere frühere Top-Funktionäre und fünf Chefs von Sportmarketing-Unternehmen werden nach Ermittlungen des FBI ebenfalls angeklagt. Dabei geht es um zwei Fälle: Seit 1991 sollen Schmiergelder in Höhe von rund 100 Millionen Dollar für Vermarktungsrechte von Fifa-Turnieren gezahlt worden sein. Und es soll "Unregelmäßigkeiten" bei der Vergabe der WM-Turniere an Russland (2018) und Katar (2022) gegeben haben. WM-Ausrichter Russland griff indes die Amerikaner an. Sie sollten den "illegalen, exterritorialen Gebrauch der US-Rechtsprechung" unterlassen, teilte das russische Außenministerium mit.

Theo Zwanziger, Ex-Mitglied im Fifa-Exekutivkomitee, begrüßte die Ermittlungen gegen den Fußball-Weltverband. "Ich bin froh, dass endlich etwas passiert", sagte der 69-Jährige unserer Zeitung. "Das ist ein großer Sumpf. Das Problem ist nicht damit erledigt, dass man Blatter als Präsident verhindert. Der Fehler liegt im System der Fifa. Es können sich zu viele bedienen." Zwanziger fordert weitreichende Ermittlungen zu den aus seiner Sicht unrechtmäßigen Vergaben der WM-Turniere 2018 und 2022 an Russland und Katar: "Auch diesbezüglich muss es intensive Untersuchungen geben. Nichts darf unter den Teppich gekehrt werden." Das findet auch Innenminister Thomas de Maizière (CDU). Er sagte: "Korruption und Geldwäsche sind schwere Vorwürfe, eine umfassende Aufklärung ist das Gebot der Stunde."

Die Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, Dagmar Freitag (SPD), sieht sich in ihrem Argwohn gegenüber den Selbstheilungskräften der Fifa bestätigt. "Offensichtlich können Staatsanwaltschaften mit ihren Ermittlungsinstrumenten mehr zur Aufarbeitung der vielen Fragen rund um die Fifa beitragen als interne sogenannte Ethik-Kommissionen", erklärte sie.

Der Weltverband sehe sich "in dem Verfahren als Geschädigter", sagte Fifa-Sprecher Walter de Gregorio. Den Ermittlern sei auch der "Garcia-Bericht" ausgehändigt worden. US-Anwalt Michael Garcia hatte im Auftrag der Ethikkommission des Verbands die Vorgänge um die Vergabe der WM-Turniere in Russland und Katar untersucht. Der Bericht, der angeblich Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe aufzeigt, war bisher nicht veröffentlicht worden. Das soll sich nun ändern. Blatter hat aber schon verkündet, die Fifa werde beide Vergaben nicht revidieren.

(RP)
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