Tennis Deutsche Frauen machen Druck

Düsseldorf · Angelique Kerber und Andrea Petkovic sorgen derzeit mit starken Auftritten für Aufsehen im Tennis-Zirkus. Sie gehören zum erfolgreichen Fed-Cup-Team von Bundestrainerin Barbara Rittner, das im November um den Titel spielt.

Angelique Kerber verpasst Triumph über Serena Williams
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Kerber verpasst Triumph über Williams

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Barbara Rittner gerät schnell ins Schwärmen, wenn sie über "meine Mädels" spricht. Es geht dann um "die Angie" (Angelique Kerber), "die Petko" (Andrea Petkovic), "die Bine" (Sabine Lisicki), "die Jule" (Julia Görges) und "die Mona" (Barthels). Es geht um die besten deutschen Tennisspielerinnen. Rittner, 41, betreut sie als Bundestrainerin, seit sie Teenager waren. Es hat sich ein Vertrauensverhältnis zwischen ihnen entwickelt, was auf diesem Niveau vermutlich einmalig ist. Es hat viel Geduld erfordert, um an den Erfolg zu glauben. Doch mittlerweile haben sich wenigstens einige Akteurinnen zu verlässlichen Kräften in der Weltspitze gemausert.

Derzeit trumpfen besonders Kerber und Petkovic in der Branche auf. Bei der Vorbereitung auf die US Open in Flushing Meadows (25. August bis 8. September) hat die Darmstädterin Petkovic in Stanford das Halbfinale erreicht, die Kielerin Kerber musste sich erst im Finale gegen Branchenführerin Serena Williams 6:7 (1:7), 3:6 geschlagen geben. Es war schon ihr viertes Endspiel in diesem Jahr - allesamt verlor sie. Von traumatisierenden Erlebnissen will Fed-Cup-Teamchefin Rittner aber nichts wissen. "Auf gar keinen Fall. Angie hat ein klasse Turnier gespielt, sie ist auch an Serena dran", sagt die 41-Jährige. "Das war ein super Hardcourt-Auftakt."

Kerber ist seit anderthalb Jahren fester Bestandteil der Top Ten, sie gilt als eine der konstantesten Spielerinnen auf der WTA-Tour. Viele trauen ihr einen Grand-Slam-Triumph zu, weil sie nicht mehr nur verteidigt, sondern immer häufiger auch die Entscheidungen im Spiel sucht. "Und sie hat ein großes Kämpferherz. Man darf Angie nie abschreiben", befindet Serena Williams. Trotz ihrer herausragenden Leistungen bekommt Kerber nur wenig Aufmerksamkeit. Petkovic und Lisicki bestimmen durch deutlich offensivere Medienarbeit unabhängig von ihren Leistungen die Schlagzeilen. Barbara Rittner bleibt dieses Ungleichgewicht natürlich auch nicht verborgen. Sie hat es bislang aber immer geschafft, dass es nicht zu Eifersüchteleien im Team gekommen ist. Das Rittnersche Erfolgsrezept heißt Harmonie - zumindest nach außen. Intern sollen sehr wohl auch schon einmal die Fetzen fliegen.

Am 8. und 9. November gibt es eine optimale Möglichkeit für das Team, sich als Einheit auf großer Bühne zu präsentieren. Beim Fed-Cup-Finale in Prag gegen Gastgeber Tschechien tritt Deutschland nicht mit einer alles überragenden Spielerin an - dafür mit einem ziemlich ausgeglichenen Team. Nicht die schlechteste Konstellation. Petkovic macht sich indes vorsorglich Gedanken in alle Richtungen. "Wenn du beim Fed Cup verlierst, dann ist das ganz schlimm. Du willst deine Mädels nicht enttäuschen und spielst für ein ganzes Land. Wir werden alles daran setzen, den Titel zu holen", sagt sie. "Im Finale wird es wahnsinnig schwierig. Petra Kvitova hat den Wimbledon-Titel geholt, insgesamt waren vier Tschechinnen im Viertelfinale. Wir haben den Underdog-Status, das muss kein Nachteil sein. Ich glaube, dass die Tschechinnen großen Respekt vor uns haben. Wir können frei aufspielen."

Sie selbst hat maßgeblichen Anteil am Aufwind im deutschen Damentennis - durch starke Leistungen auf dem Platz. In der Vergangenheit wurde sie durch Verletzungen zurückgeworfen. Mit den Erfolgen ist der Druck gewachsen. "Bis jetzt bin ich unter dem Radar gefahren, keiner hatte mich auf dem Schirm. Das hat sich geändert, jetzt wird wieder mit mir gerechnet. Der Erwartungsdruck ist gestiegen", sagt die French-Open-Halbfinalistin. "Meine eigenen Erwartungen steigen auch, aber ich will mir nicht zu viel Druck machen."

(RP)
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